Streifenwagen angezündet

Heiligenhaus, 28. Februar 2020

Unbekannte haben in Heiligenhaus an der Westfalenstraße am Freitagabend einen Streifenwagen abgefackelt. Das Fahrzeug war nicht im Einsatz, niemand wurde verletzt.

Gegen 21.20 Uhr alarmierte ein Zeuge Feuerwehr und Polizei, da er zunächst ein dumpfes Geräusch hörte und plötzlich Flammen an einem Streifenwagen aufsteigen sah. Der Wagen war an einem Parkplatz unweit des Rathauses abgestellt.

Die Feuerwehr Heiligenhaus löschte die Flammen schnell, konnte jedoch eine leichte Beschädigung an einem Fahrzeug neben dem Streifenwagen nicht verhindern. Der geschätzte Gesamtschaden beläuft sich auf 65 000 Euro.

Nach ersten Erkenntnissen geht die Polizei von einer vorsätzlichen Brandstiftung aus. Ein Zeuge hat zwei männliche, dunkel gekleidete Jugendliche weglaufen sehen. Ob sie mit der Tat in Verbindung stehen, ist noch nicht geklärt.

Quelle: Bild

Feuer vor AfD-Veranstaltung

Gronau, 26. Februar 2020

Bei einem Brand in der Bürgerhalle an der Spinnereistraße ist in der Nacht zum Mittwoch Sachschaden entstanden. Die Kriminalpolizei ermittelt. „Wir schließen zum gegenwärtigen Zeitpunkt auch Brandstiftung nicht aus“, so Polizeipressesprecher Frank Rentmeister am Mittwochmorgen in einer ersten Stellungnahme. Am Mittag heißt es: Der Staatsschutz übernimmt die weiteren Ermittlungen.

Gegen Mittag steht dann fest: Die weiteren Ermittlungen wird die Abteilung Staatsschutz beim Polizeipräsidium Münster übernehmen, weil ein Zusammenhang zwischen dem Brand und der am Tag zuvor gemeldeten Anmietung der Bürgerhalle durch die AfD für einen Veranstaltung am 16. März nicht auszuschließen sei, so die Polizei. Daher werde „in alle Richtungen ermittelt“.

Die Feuerwehr rückte aus, nachdem gegen 1.40 Uhr in der Nacht zum Mittwoch die Brandmeldeanlage der Halle auslöste.

Die Wehr rückte mit rund 15 Kräften an und konnte die verrauchte Halle nur unter Atemschutz betreten, wie ein Sprecher am Morgen auf WN-Anfrage betonte. Das Feuer muss im Bereich der Bühne ausgebrochen sein. Eine dort stehende Rücksitzbank eines Fahrzeuges brachten die Wehrleute nach draußen und löschten sie im Freien. Angekokelt wurde im Zuge des Brandes auch die – schwer entflammbare – Verkleidung der Bühnen-Unterkante. Aber: „Es entstand kein Gebäudeschaden“, so Polizeisprecher Frank Rentmeister.

Inwieweit durch die Brandschäden und für erforderliche Reinigungs- und Renovierungsarbeiten geplante Veranstaltungen in der Halle abgesagt werden müssen, war am Mittwochmorgen noch nicht zu erfahren. Die Brandstelle wurde noch in der Nacht beschlagnahmt. Rentmeister: „Die Kriminalpolizei ermittelt.“

Quelle: Westfälische Nachrichten

Bitumen gegen Tesla-Neuwagen

Hamburg/Grünheide, 26. Februar 2020

In der Nacht auf den 26. Februar haben wir mindestens 12 Luxusautos und einen Dienstwagen von Tesla auf ihrem Firmengelände in der Essener Straße im Norden Hamburgs mit Bitumen eingesaut. Solidarische Grüße an die Besetzer*innen des Waldes in Grünheide.

Tesla ist ein Unternehmen, das von der Ideologie profitiert man könne alle Probleme dieser Welt letztendlich durch die Weiterentwicklung von Technologien lösen. Ein wichtiger Teil ihres Image ist es, dass die Technologien, an denen sie arbeiten (so sind sie z.B. Vorreiter in Sachen Künstlicher Intelligenz und Autonomes Fahren), einen Wert für die Allgemeinheit in sozialen, umweltbedingten und sicherheitstechnischen Bereichen haben. Wir lehnen die ständige Perfektion des Menschen durch die Technologie ab, da sie mit der Ausweitung von Kontrolle und der weiteren Einschränkung der Freiheit. Auch stellen wir uns gegen die Zerstörung der Natur, die entgegen gängiger Behauptungen, mit der Erweiterung von Technologien zwangsläufig einhergeht.

Wie heuchlerisch der Tesla Konzern ist zeigt sich gerade in Brandenburg.
Innerhalb von wenigen Tagen hat Tesla in Grünheide (Brandenburg) 90 Hektar Wald abgeholzt um dort im Namen von Fortschritt und Profit eine riesige Fabrik zu bauen. 65 Hektar sollen noch folgen. Symbolisch wurden für die Presse ein paar Tiere „gerettet“, die umgesiedelt werden sollen, während 30 „Harvester“ Maschinen in Rekordtempo unzählige Tiere und ihren Lebensraum niedermetzeln.

Wir finden es super, dass ein paar Baumpirat*innen innerhalb von kurzer Zeit zweimal den Wald besetzt haben, um sich gegen die Rodung zu wehren.
An einem Ort wie diesem gibt es nicht immer viele Menschen, die gegen so ein Vorhaben kämpfen. Wir können jedoch überall etwas gegen Tesla tun, denn in fast jeder Stadt und auch in einigen Dörfern sind Standorte von ihnen zu finden. (tesla.com/findus)

Wir schlagen einen dezentralen Kampf gegen die Teslafabrik und alle anderen Technologiestandorte vor.

Quelle: Indymedia (Tor), Spiegelung (Tor)

 

In der Nacht zum Mittwoch haben Unbekannte auf dem Firmengelände des Elektroauto-Herstellers Tesla in Langenhorn zehn Fahrzeuge beschädigt. Im Internet bekannten sich selbsternannte Umweltschützer mit „solidarischen Grüßen an die Besetzer*innen des Waldes in Grünheide“ zu der Tat, die Polizei Hamburg bestätigte den Vorgang auf Abendblatt-Anfrage.

Zur Begründung heißt es in dem Bekennerschreiben, mit dem Akt des Vandalismus wolle man gegen „die ständige Perfektion des Menschen durch die Technologie“ und gegen „die Zerstörung der Natur“ protestieren. Die anonymen Täter verweisen auf die Rodung des Nutzwald-Stücks in Brandenburg zur Errichtung einer Fabrik des US-Konzerns, gegen die man sich wehren müsse.

Wahrscheinlich wird wegen des Online-Bekennerschreibens der Staatsschutz die Ermittlungen übernehmen.

Quelle: Hamburger Abendblatt

 

Tesla-Wald bei Grünheide besetzt!
Er wird so vor der Rodung geschützt, die erfolgen soll, damit
Tesla eine Firma bauen kann.
Wir, eine autonome Kleingruppe, die sich die Baumpirat*innen nennt, ist auf
mehrere Bäume in dem besagten Gebiet geklettert und haben es sich
gemütlich gemacht. Der Wald, der in einem Wasserschutzgebiet steht und
zum Lebensraum für schützenswerte Arten geworden ist, soll abgeholzt
werden, obwohl entgültige Genehmigungenen zur Bebauung ausstehen. Diesem Wahnsinn stellen wir uns entgegen!
Tesla blendet gerne mit einem grünen Image, dabei bauen sie am Ende den gleichen Mist wie die meisten anderen kapitalistischen Unternehmen. In der Produktion verbraucht ein Tesla ebenso CO2 wie andere Autos und die Produktion und Gewinnung der Rohstoffe findet in anderen Ländern unter unwürdigen Zuständen statt. Ganz zu schweigen von den Umweltzerstörungen die Gewinnung und Entsorgung von Rohstoffen wie z.B. Lithium für die Batterien. Eine Aktivistin meint: „Individualverkehr kann nicht die Lösung sein, egal mit welchem Antrieb! Wer glaubt einen jahrhunderte Jahre alten Wald gegen die Fabrik einer grennwashing Firma eintauschen zu können um die Umwelt zu retten, der irrt sich gewaltig!“
Da das Leben von menschlichen Wesen mehr unserer Gesellschaft zu zählen scheint , können wir, solange wir oben sind, die Rodung auffhalten. Kommt uns gerne besuchen! Up with trees, down with capitalism!

– Buzzword: Baumhaus, Link zu anderen Projekten (Hambi, Osteholz, Danni, Acker, Grünelunge o.ä. Solidarity, ),
– OVG Rodungsstop?
– evtl. Problem ist nicht das sie keine Genehmiung haben.
– evtl. Kleinteilige Kompensation
– Krieg waffen rohstoffe konflikte
– Problem: Wir brauchen nicht mehr Autos.

Quelle: Indymedia (Tor), Spiegelung (Tor)

Auto von Marius Beyer (AfD) angezündet

Leipzig, 26. Februar 2020

In der Nacht vom 25. auf den 26.02. haben wir das Auto von Marius Beyer vor seiner Haustür am Jadebogen 40 in Leipzig Engelsdorf angezündet.

Marius Beyer ist aktives AFD Mitglied und sitzt im Stadtrat. Sein Freundeskreis ist in der Neonaziszene verankert, so verbringt er regelmäßig Zeit mit jungen Nazis wie Benedikt Hittinger u.A.. Nach den rechten Mordanschlägen von Hanau kann es kein Weiter-So geben. Die Rechnung ist einfach: Rechte fühlen sich bundesweit zu rassistischen Angriffen ermutigt, sei es im Supermarkt beim Pöbeln gegen vermeintliche Muslime oder durch gezielte Ermordung von als migrantisch gelesenen Personen.

Sie fühlen sich ermutigt, weil sie das Gefühl haben, Teil einer rechten Bewegung zu sein oder gar einen imaginierten Volkswillen zu exekutieren. Viele der rechten Täter sind heute nicht mehr in klassischen rechten Organisationsformaten organisiert, deswegen ist es für uns nicht so leicht, ihre Strukturen anzugreifen, schon garnicht können wir alle diese ekelhaften alleine losschlagende frustrierte Männer stoppen. Doch was wir tun können, ist die geistigen Brandstifter anzugehen. Damit haben wir jetzt einen ersten Schritt getan.

Wir fordern alle Antifaschist*innen bundesweit auf, den Druck zu erhöhen. Hanau darf sich nicht wiederholen. Diejenigen, die die Verrohung des gesellschafltichen Diskurs zu verantworten haben, müssen das nun selber zu spüren kriegen

Quelle: Indymedia (Tor), Spiegelung (Tor)

 

In der Nacht zum Mittwoch haben Unbekannte ein Auto in Leipzig-Engelsdorf angezündet. Das Fahrzeug gehört einem Stadtrat der Leipziger AfD und war offensichtlich nicht zufällig ausgesucht. Das Landeskriminalamt bestätigte den Vorfall gegenüber TAG24.

„Am heutigen Morgen gegen 2.23 Uhr wurde durch einen unbekannten Täter ein BMW in Brand gesetzt, welcher in der Folge schwer beschädigt wurde“, so Pressesprecher Tom Bernhardt.

Bei dem Besitzer des Autos handele es sich um einen Lokalpolitiker, weswegen eine politische Motivation nicht ausgeschlossen werden kann. Die Ermittlungen dazu hat das Polizeiliche Terrorismus- und Extremismus-Abwehrzentrum übernommen, welches Hinweisen in jede Richtung nachgeht.

Konkret handelt es sich bei dem betroffenen Kommunalpolitiker um den Stadtrat Marius Beyer (20), der für die AfD tätig ist.

Das bestätigt der 20-Jährige gegenüber der LVZ. Und auch was die Täter angeht, weiß man bereits mehr: Auf der linken Internetplattform „Indymedia“ haben sich unbekannte Täter zu der Brandstiftung bekannt.

„Marius Beyer ist aktives AFD Mitglied und sitzt im Stadtrat. Sein Freundeskreis ist in der Neonaziszene verankert, so verbringt er regelmäßig Zeit mit jungen Nazis wie Benedikt Hittinger. Nach den rechten Mordanschlägen von Hanau kann es kein Weiter-So geben“, heißt es in dem Bekennerschreiben. „Geistigen Brandstiftern“ wie Beyer müsse man angehen, mit der Tat in Leipzig-Engelsdorf sei der erste Schritt getan. Die Ermittlungen laufen.

Quelle: Tag24

Reifen an Firmenfahrzeugen zerstochen

München, 25. Februar 2020

In Neuperlach und Giesing wurden in der Nacht auf Dienstag, den 25. Februar 2020 Reifen von insgesamt sieben Firmenfahrzeugen aufgeschlitzt. Dabei entstand ein Schaden in Höhe von insgesamt rund 2400 Euro. Bei den Fahrzeugen handelt es sich im Fahrzeuge eines Bauunternehmers, der Telekom, von Bosch und Sixt. Während Bauunternehmen die Gentrifizierung der Stadt durch die Aufwertung ganzer Viertel vorantreiben, tragen Technologieunternehmen wie die Telekom und Bosch zu einer technologischen Umstrukturierung der Stadt (Smart City) bei. Sie entwickeln neben Überwachungssystemen für Knäste eben auch Technologie zur Überwachung und Kontrolle der Menschen in Städten. Auch die Firma Sixt dürfte mit ihrem neuen Carsharing-Angebot zu solchen Umstrukturierungen der Stadt beitragen.

Autoreifen lassen sich übrigens mit diversen spitzen Gegenständen durchstechen. Je spitzer, desto leichter geht es: Einfach seitlich in den Reifen hineindrücken, bis ein leises Zischen das Entweichen der Luft verrät. Am besten sind dafür natürlich Gegenstände, die zuvor luftdicht verpackt waren, um beim Durchstechen der Reifen DNA-Spuren zu vermeiden. Das Ganze ist übrigens auch sehr leise und unauffällig. Je nach Größe des Lochs kann das Zischen der entweichenden Luft zum Teil kaum mehr als einige Meter weit gehört werden.

Quelle: zuendlumpen.noblogs.org

30 S-Bahn-Fahrkartenautomaten mit Bauschaum beschädigt

Berlin, 24. Februar 2020

Fahrschein bitte? Nix da! Heute haben wir in Berlin an mehreren Haltestellen der S-Bahn an der S25, S7, S3 und S8 die Fahrkartenautomaten ausser Betrieb gesetzt.

Wir ermöglichen damit den Menschen, die eigentlich ein Ticket lösen wollen etwas, das eigentlich selbstverständlich sein sollte: kostenfreien Nahverkehr!

Für die meisten von uns ist es heut ganz normal, mobil zu sein. Mal eben mit der Bahn zu Freund*innen, die am anderen Ende der Stadt wohnen, zur Uni oder zur Arbeit fahren können, oder wo auch immer sie hin wollen. Der öffentliche Nahverkehr ermöglicht ein Stückchen Freiheit und Autonomie und bringt die ganze Stadt, ganze Regionen näher zusammen. Doch, wie sollte es auch sonst sein, gibt es im kapitalistischen System nichts umsonst und so sind es mal wieder die, die sowieso schon wenig haben, diejenigen, die am wenigsten von dieser Errungenschaft profitieren. In diesem Jahr sind die Fahrkartenpreise schon wieder gestiegen und so werden Menschen, die sich diese nicht leisten können oder wollen immer weiter abgehängt.

Viele fahren darum oft ohne Ticket, weil sie sich zwar keine Fahrkarte leisten können aber trotzdem nicht in ihrem Kiez eingesperrt sein wollen. Womit das nächste Problem entsteht: Bei einer Kontrolle kein Ticket vorweisen zu können ist in Deutschland eine Straftat (§265 Erschleichen von Leistungen) und da Menschen, denen ein Ticket zu teuer ist logischerweise auch keine Tagessätze bezahlen können, sind deutsche Gefängnisse voll mit Leuten, die eine Ersatzfreiheitsstrafe verbüßen müssen, jährlich etwa 7.000 Menschen.

Doch obwohl viele Menschen diese soziale Ungerechtigkeit verstehen, hören wir oft Stimmen die meinen: „Ja, aber die Kosten für den öffentlichen Nahverkehr müssen ja auch irgendwie bezahlt werden!“
Und so lange wir nicht in einem geldfreien System leben, ist dies wohl richtig.
Mehr als fragwürdig dabei ist jedoch, ob ausgerechnet das Bezahlen und Kontrollieren von Fahrkarten der richtige Weg ist. Neben den Einnahmen kommt ein Haufen an Ausgaben dazu, sei es Automaten, Ticketentwerter, das umfangreiche Kontrolleur*innensystem, Menschen die sich Gedanken zu Ticketsystemen und Preiserhöhungen machen, und zu guter Letzt eben auch die Kosten, die die Polizei und das Knastsystem generiert. Wieviel Gewinn erzielt wird, können wir nur mutmaßen… neue Bahnen, Reparaturen an den Gleisen oder den Zügen, die Gehälter der Lokführer*innen wird es sicherlich nicht decken. Und dann der Kommentar neulich der Manager*innen der Verkehrsbetriebe, dass ein kostengüngstiger Nahverkehr ja gar nicht umsetzbar sei, da dann das Netz überlastet würde. Müssen wir klarstellen, wie tief die kapitalistische Verknüpfung von Bedürfnissen mit Geld dem Gedanken zugrunde liegt? Fahrt doch Taxi, ihr Reichen die ihr den Nahverkehr für euch beansprucht, oder besser bleibt einfach im Villenviertel zuhause und geht uns nicht auf die Nerven!

Wir haben natürlich nichts gegen öffentlichen Nah- und Fernverkehr (obwohl das bestimmte Pressekonzerne morgenfrüh bestimmt titeln werden), ganz im Gegenteil! Gerade die Bahn ist das umwelt- und klimafreundlichste Verkehrsmittel überhaupt. Anstatt dass wir alle mit unserem eigenen Auto umfahren, egal ob mit Diesel, Benzin oder Elektro, brauchen wir auch auf dem Land auf Dauer eine bessere Zug- und Busanbindung, damit dort ebenfalls das Auto als Standardverkehrsmittel ersetzt werden kann.

Doch was können wir heute schon tun?

Auch ohne, dass das System sozial gerecht wird, helfen schon kleine Änderungen im Alltag, um das Ticketsystem ein wenig auzutricksen.
Ihr könnt zum Beispiel Menschen ohne Ticket helfen indem ihr, wenn ihr ein Ticket habt und kontrolliert werdet, lange in eurer Tasche danach kramt, sodass Menschen an der nächsten Haltestelle aussteigen können.
Außerdem gibt es einige Tickets auf denen Abends und am Wochenende Menschen mitgenommen werden können (da könnt ihr euch je nach Region bei den Verkehrsunternehmen im Netz informieren), wenn ihr selbst so ein Ticket habt könnt ihr gezielt auf Menschen zugehen, die gerade am Automaten eines lösen wollen und wenn ihr keins habt könnt ihr noch am Bahnsteig Menschen ansprechen, ob sie euch vielleicht mitnehmen.
Wenn ihr selbst kein Ticket habt, eine Strafe vermeiden und gleichzeitig mehr Menschen mit dem Thema konfrontieren wollt könnt ihr auch Aktionsschwarzfahren. Dabei zeigt ihr ganz offen mit einem Schild oder Aufkleber an euch, dass ihr kein Ticket habt und erschleicht somit die Leistung nicht mehr, da ihr ja nicht so tut als hättet ihr eines. (Genau das ist ja die Straftat..) Dazu habt ihr im Idealfall noch ein paar Flyer dabei, die ihr an die anderen Fahrgäste verteilen könnt.
In manchen Städten in Schweden und Frankreich gibt es übrigens Schwarzfahr-Versicherungen. So zahlen in Paris z.B. alle monatlich etwas ein und aus diesem Topf werden die Strafen bezahlt. In Berlin wird dieses System durch ein steigendes Strafmaß für Wiederholungstäter*innen unbrauchbar gemacht. Doch mit etwas Kreativität finden wir auch eine Lösung um dieses Unding zu umgehen.

Wir brauchen freien Nahverkehr für alle!

Außerdem sind wir natürlich solidarisch mit den Menschen, die sich gegen die Rüpelkontrolleur*innen zur Wehr gesetzt haben. Auch soll unsere Aktion eine Warnung an die sein, die meinen linke Freiräume in dieser Stadt durch Zwangsräumungen, Hausdurchsuchungen und andere Schikanen bedrohen zu müssen. Wer unsere Freiräume angreift, muss mit Sand im Getriebe der kapitalistischen Verwertungslogik rechnen. Wir erinnern uns noch gut an die militante Kampagne nach der Liebig 14 Räumung. Die Berechnung des Sachschadens überlassen wir gern den Menschen, die alles in Zahlen messen wollen, aber vielleicht bringt unsere Aktion ja die eine oder andere Bezugsgruppe auf Gedanken… Einfach ausgedrückt: Nehmt ihr uns die Liebig, Potse, Meute, Rigaer, Syndi oder sonst was ab, machen wir die City platt!

Wir s c h ä u m e n vor Wut!

Quelle: Indymedia (Tor), Spiegelung (Tor)

 

In einer Mitteilung, die über ein linksextremistisches Internetportal verschickt wurde, behauptet eine Gruppe mit dem sperrigen Namen „Bürger*innenIni Freie Fahrt“, in der Nacht zu Montag Fahrkartenautomaten der S-Bahn auf mehreren Berliner Bahnhöfen beschädigt zu haben. Darüber hinaus ruft die ominöse Gruppierung dazu auf, weitere Automaten „außer Betrieb zu nehmen“.
S-Bahn Berlin: Fahrkartenautomaten wurden mit Bauschaum beschädigt

Laut der S-Bahn sind an acht Bahnhöfen, darunter Bornholmer Straße, Rummelsburg, Schönholz – rund 30 Fahrkartenautomaten beschädigt worden, „indem die Täter Bauschaum in die Ausgabefächer gesprüht haben“, teilte die S-Bahn mit. Die Gruppe will es mit der Aktion nach eigenen Angaben „allen Menschen möglich machen, die Züge kostenlos und ohne Ticket zu nutzen“. Die S-Bahn prüft derzeit den Wahrheitsgehalt des Bekennerschreibens.

Viele Menschen könnten nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben, weil sie sich kein Ticket leisten könnten, heißt es in dem Bekennerschreiben weiter. Durch das Zerstören der Automaten könnten Nutzer ohne Ticket in die Züge steigen und bei einer Kontrolle angeben, an einem der Bahnhöfe ohne funktionierenden Automaten eingestiegen zu sein. Dadurch sei eine Möglichkeit geschaffen worden, kostenlos Bahn zu fahren.

Hier irrt die Gruppierung allerdings. „Wir verurteilen die mutwillige Zerstörung unserer Fahrkartenautomaten. In erster Linie erschwert dieser Vandalismus Tausenden Kundinnen und Kunden den Weg ans Fahrtziel. Denn ein zerstörter Automat legitimiert die betroffenen Fahrgäste nicht, mit der S-Bahn gratis ans Ziel zu fahren“, sagte eine DB-Sprecherin der Morgenpost.

Fahrgäste können in diesem Fall nur eine Station fahren und müssten dann aussteigen, um sich am nächsten Bahnhof mit funktionstüchtigen Automaten ein Ticket zu kaufen und dieses zu entwerten. Tickets für die S-Bahn können Reisende auch per App kaufen. Alles andere fällt in den Bereich „Erschleichen von Leistungen“ und gilt als Schwarzfahren und damit als Straftat.

Zuletzt gab es in Berlin Bestrebungen, Schwarzfahren nur noch als Ordnungswidrigkeit zu ahnden. Das Land Berlin will sich mit Thüringen im Bundesrat dafür einsetzen. „Es ist schlicht unverhältnismäßig, wenn der Staat Menschen mit dem Strafgesetzbuch zu Leibe rückt, nur weil sie mehrfach ihr Busticket nicht gelöst haben. Eine Ordnungswidrigkeit wäre hier angemessen“, erklärte Berlins Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) im vergangenen September.

Quelle: Berliner Morgenpost

Farbe und Bauschaum gegen Wohnhaus von Nazi

Pforzheim, 23. Februar 2020

Während der jährlich stattfindenden faschistischen Fackelmahnwache des extrem rechten „Freundeskreis ein Herz für Deutschland“ auf dem Pforzheimer Wartberg am 23. Februar haben wir dem Nazi Alexander Zubrod an seinem Wohnort in der Calwer Straße 104 in Pforzheim einen Besuch abgestattet.

Wir haben seinen Briefkasten mit Bauschaum kaputt gemacht und die Hausfassade mit Farbbeuteln beworfen. Seine Nachbar*innen haben wir mit Flyern über die rechte Gesinnung und Aktivitäten von Alexander Zubrod informiert (siehe Bilder).

Zubrod ist Kader der Identitären Bewegung (IB) und tritt bei deren Aktionen meist als Koordinator auf. Bereits am 8.11.2016 geriet er in den Fokus antifaschistischer Recherche. Damals war er bei der Abreise von einer Pegida-Demo in Karlsruhe, mit Pfefferspray und Schlagstock bewaffnet, an einer Auseinandersetzung mit Antifas beteiligt. Am 7. Juli 2018 fiel er dadurch auf, dass er in Kandel bei einer rassistischen Demo vom rechten sog. „Frauenbündnis Kandel“ Journalist*innen bedrängt und sich als Polizist ausgegeben hat. Nur kurze Zeit später, am 3. August 2018, war Zubrod zusammen mit anderen Mitgliedern von „Identitärer Bewegung“ und „AfD“ in Karlsruhe an einem Angriff auf eine Demonstration der Seebrücken-Bewegung beteiligt, die auf die katastrophale und lebensgefährliche Lage der Geflüchteten, die den Weg über das Mittelmeer suchen, aufmerksam gemacht hat.

Zubrod ist in der rechten Szene gut vernetzt und pflegt Kontakte zu verschiedenen rechten Gruppierungen. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass er sich zumindest in den letzten Jahren am 23. Februar auch an der faschistischen Fackelmahnwache auf dem Wartberg beteiligt hat, da gerade der „Freundeskreis ein Herz für Deutschland“ in Pforzheim eine wichtige Vernetzungsfunktion erfüllt.

Die Bullen können vielleicht den Wartberg zu einer Festung für die Faschos ausbauen und mit Pfefferspray, Knüppeln und Wasserwerfer die Nazis schützen, aber wir werden immer die nötigen Mittel und Wege finden die Rechten anzugreifen und aus der Deckung zu holen. Indem wir Ort und Zeitpunkt unserer Aktionen selbst wählen, können wir unseren Handlungsspielraum noch erheblich vergrößern.

Solidarische Grüße gehen raus an alle Antifas, die heute trotz des massiven Bullenaufgebots auf den Wartberg gezogen sind, um den Nazis dort auf die Pelle zu rücken. Besonders gefreut haben wir uns über das Feuerwerk, das wir nur aus der Ferne bewundern konnten.

Rechte Strukturen aufdecken und zerschlagen!
Für einen aktiven und militanten Antifaschismus!
…weil‘s notwendig ist!

Infos zu Alexander Zubrod:

Alter: Anfang 50
Wohnort: Calwer Str. 104, 75175 Pforzheim
E-Mail: alexanderzubrod@yahoo.de
Facebook-Profil: fb.com/alexanderzubrod
Beruf: Krankenpfleger
Arbeitgeber: AWO
Vereinsleben: Rugby-Abteilung des TV Pforzheim 1834 e.V.
Sonstiges: Linkshänder, Linkes Knie: Meniskusriss, evlt. mit Pfefferspray bewaffnet

Quelle: Indymedia (Tor), Spiegelung (Tor)

Zwei Carsharing-Elektroautos von „WeShare“ ausgebrannt

Berlin, 7. + 22. Februar 2020

Am Freitagmorgen um 4.19 Uhr wurde die Berliner Feuerwehr in Scharnweberstraße / Weichselstraße nach Friedrichshain alarmiert. Dort bemerkte nach ersten Erkenntnissen ein Mitarbeiter der BVG-Betriebsaufsicht ein Feuer an einem Elektro-Carsharing-Fahrzeug des Unternehmens „WeShare“.

Die kurz nach der Alarmierung eintreffende Feuerwehr konnte nicht verhindern, dass der Brand auf einen davor parkenden Skoda übergriff. Die Feuerwehr löschte die in Flammen stehenden Fahrzeuge. Die Löschung von Elektrofahrzeugen kann sich wegen der Batterie als schwierig erweisen, in diesem Fall ging aber alles gut.

Quelle: BZ

 

Ein Auto einer Carsharing-Firma in Kreuzberg ist in Flammen aufgegangen. Eine Frau bemerkte am Morgen die Flammen an dem Elektro-Wagen in der Naunynstraße, wie die Polizei mitteilte. Die alarmierte Feuerwehr löschte die Flammen. Ein weiteres Auto, das daneben stand, wurde durch das Feuer beschädigt. Als Ursache vermutet die Polizei Brandstiftung. In Berlin werden immer wieder abgestellte Autos von Unbekannten angezündet.

Quelle: BZ

Objektschutzstreife mit Steinen beworfen

Berlin, 22. Februar 2020

Ein Polizeiwagen ist in Berlin-Friedrichshain mit Steinen beschädigt worden. Die Objektschutzmitarbeiter hatten am Freitagabend in der Rigaer Straße einen kurzen Stopp eingelegt, als plötzlich Steine gegen den Wagen flogen, wie eine Sprecherin mitteilte. Demnach wurde dabei die Frontscheibe beschädigt, der Rückspiegel sei abgefallen.

Woher die Steine geworfen wurden, war nach Polizeiangaben zunächst unklar. „Die Fallrichtung war eher von oben“, ein Täter war jedoch nicht zu sehen.

Einer der Polizeimitarbeiter habe über Augenschmerzen geklagt. Er wurde im Krankenhaus auf eventuelle Glassplitter untersucht. Der Staatsschutz übernahm die Ermittlungen.

Quelle: Tagesspiegel

 

 

(B) Nordkiez Update Anfang 2020

Der rebellischen Tradition des Nordkiezes gemäß haben sich einige aus den (Haus-) Projekten dazu entschlossen, mal wieder ein Info-Update mitsamt Einschätzungen zu liefern. In letzter Zeit waren Texte in diesem Format rar, was hiermit ein wenig korrigiert werden soll.

Wo stehen wir?

Die aktuelle Phase unseres Kampfes steht in der direkten Kontinuität zur Zeit des Gefahrengebiets und zur sie ablösenden Phase der relativen Rechtssicherheit. Die Zeit des Gefahrengebiets zeichnete sich dadurch aus, dass über den gesamten Kiez und seine Bewohner*innen der Ausnahmezustand verhängt worden war. Beginnend im Oktober 2015 hatte die Polizei unter dem Innensenator Henkel mehrere Monate lang den Kiez mit Kontrollen und Übergriffen terrorisiert, was zu massenhaften Solidarisierungen untereinander führte. Das Gefahrengebiet gipfelte in der versuchten Räumung der Rigaer94 und endete jäh mit dem ungeordneten Rückzug der Hundertschaften nach drei zermürbenden Wochen Belagerung. Unter anderem dem Widerstand im Kiez war es geschuldet, dass Henkel die anschließende Bürgermeisterwahl 2016 haushoch verlor und die Stelle des Innensenators durch den Sozialdemokraten Geisel eingenommen wurde. Eine der wichtigsten Aufgaben Geisels war von Anfang an der unruhige Nordkiez. Er musste öffentlich einen Bruch mit der frontalen Strategie seines Vorgängers ankündigen und gab in diesem Zug die Direktive des „rechtssicheren Handelns“ heraus. Die Gefahr einer Fokussierung der staatlichen Repression auf einzelne Akteur*innen und einer Abnahme der breiten Solidarität wurde von den rebellischen Strukturen analysiert und davor gewarnt.

Diese neue Phase kennzeichnete sich in der Tat durch ernsthafte Versuche, Einzelne aus der Bande der Solidarität herauszulösen und in den Knast zu stecken. Das beste Beispiel ist die Festnahme und Schmutzkampagne gegen einen Bewohner der Rigaer94, der durch ein Staatsschutzkonstrukt mit Hilfe einer eigens aufgebauten Zeug*innengruppe für einige Monate in U-Haft musste (1). Der Widerstand dagegen war gekennzeichnet durch arbeitsintensive Gegenpropaganda, teilweiße in harter Abgrenzung zu Teilen der Nachbarschaft, und zahlreiche Aktionen, die notwendig waren, um nicht in die Defensive zu geraten. Nach der Bewegungszeit des Gefahrengebiets trat dennoch eine Depression ein. Die meisten (Haus-) Projekte verschwanden wieder in der Bedeutungslosigkeit und auch die übrigen Anwohner*innen blieben meist den Konflikten fern, schlicht und einfach deswegen, weil sie die Möglichkeit dazu hatten. Das führte dazu, dass die Polizei das Gefahrengebiet auf einen Bruchteil der ursprünglichen Größe reduzieren konnte – auf den unruhigen Hotspot um die Liebig34 und die Rigaer94. Dennoch sind wir der Meinung, dass wir als rebellischer Kiez diese Zeit und die staatlichen Versuche der Isolierung gut gemeistert haben. Die Welle der Verfahren gegen einzelne Akteur*innen ist zwar nicht vorbei, doch konnte die Justiz den polizeilichen Plan der Abschreckung nicht vollenden. Im Gegenteil hat unsere kleine Bewegung dabei einiges an Erfahrung gesammelt und einiges an Angst abgeworfen.

Auch die provokative Frage, wem die Stadt gehört, wurde durch die politische Strategie der Regierenden nicht begraben. 2017 schrieben einige: „Die vielseitig genutze Brache „Bambiland“ musste hässlichen Luxusneubauten weichen und mit dieser gated-community werden wir nie Frieden schließen“. Im Gegensatz zu den meisten Frontprojekten der Gentrifizierung, die nach anfänglichen Problemen meist schnell in Ruhe gelassen werden, war und ist das Bambiland in der Rigaer Straße zwischen Zelle und Proskauer Straße ständig Ziel von politischem Graffiti oder Glasbruch. Eine regelmäßige Objektschutzstreife der Polizei konnte und kann das auch nicht verhindern. Auch der Bau der CG-Gruppe in der Rigaer Straße musste bis heute immer stark geschützt werden, was zeigt, dass die Reichen und Mächtigen Angst vor dem Zorn aus der Bevölkerung haben.

Der Dorfplatz an der Ecke Rigaer Straße/Liebigstraße war zu jeder Zeit ein Ort, dessen Nutzung nur mit Gewalt durch den Staat kontrolliert werden kann. Es hat sich gezeigt, dass es nach wie vor Bedarf an derartigen Räumen gibt. Mit den heranrollenden neuen Räumungsandrohungen gegen die Liebig34 und Projekte in anderen Gegenden der Stadt ging eine gesteigerte Aktivität von dort aus. Die Auseinandersetzungen mit der Polizei, die sich nach 2016 zeitweise auf den Bereich vor der Rigaer94 beschränkt hatten, schlossen vermehrt den Dorfplatz mit ein, nachdem im Sommer 2019 ein öffentliches Mahl gewaltsam mit der Begründung aufgelöst wurde, es sei nicht erlaubt, Bänke aufzustellen. In der Folge konnte die Polizeipräsenz am Platz durch sehr häufigen Bewurf, vor allem mit Farbe, stark reduziert werden.

Die Stärke der rebellischen Strukturen hat sich auch gegen die Justiz gezeigt. Die erste Verhandlung gegen die Liebig34 konnte im November 2019 durch entschlossene Interventionen verhindert werden. Für uns steht fest, dass das ohne den militanten Druck nicht möglich gewesen wäre und wir möglicherweise schon mit einem Haus weniger dastehen würden.

Im vierten Jahr der linken Regierung unter SPD, Linkspartei und Grüne, also kurz vorm letzten Jahr dieser Wahlperiode glauben wir aufgrund der oben beschriebenen Umstände behaupten zu können, dass deren gegen uns angeführte Strategie nicht funktioniert hat. Während wir das jedoch als Erfolg verbuchen, wollen wir sowohl nicht aus den Augen verlieren, was die mittelbareren Ziele staatlichen Handelns sind, als auch was die unsrigen sind. Als Garant für Sicherheit und Ordnung zur Durchsetzung beispielsweise der kapitalistischen Stadt hat der Staat weitergearbeitet und sich an vielen Stellen zusätzlichen Raum verschafft. Als rebellischer Kiez waren wir seit 2016 nur ein kleiner Faktor des Widerstands unter vielen anderen. Wir haben es bisher nicht geschafft, mit der siegreichen Schlacht um Henkels Vietnam mehr derartige Auseinandersetzungen in dieser Stadt zu initiieren, obwohl wir dies eigentlich anstrebten und anstreben.

Neue Phase

Warum wir jetzt eine neue Phase des Kampfes verkünden hat zwei Gründe. Einerseits glauben wir die Grundlagen zu einer Zuspitzung zu haben, die kommen muss, wenn wir uns ohne große Verluste wie die Räumung der Liebig34 über diese Periode der linken Regierung retten wollen. Andererseits hat unser Gefahrenkiez bei unseren Feinden einen derart herausragenden Stellenwert erreicht, dass wir es für nötig halten, einen Umgang damit zu finden.

Nach anfänglichem Zögern wurde die durch die herausgezögerte Entscheidung gewonnene Zeit bis zum Räumungsversuch gegen die Liebig34 unsererseits genutzt. Die letzten Monate geben uns Grund zur Annahme, dass die antagonistischen Elemente dieser Stadt und darüber hinaus bei einer Räumung zusammenstehen werden. Mehrere Demonstrationen (2) haben gezeigt, dass Mobilisierungen ohne Probleme vierstellige Teilnehmer*innenzahlen erreichen. Viele haben sich in letzter Zeit auch an illegalen Aktionen beteiligt und diese in den Kontext eines gemeinsamen Handelns gestellt. Wichtig ist bei all dem die „Interkiezionale“, der organisatorische Zusammenschluss der bedrohten Projekte Berlins. Außerdem gibt es mit der Kampagne „Kein Haus weniger“ eine Initiative aus dem bürgerlichen Spektrum, die sich mit einer Liste von zahlreichen stadtweit bedrohten Projektenden, darunter die Liebig34, demonstrativ solidarisiert.

Im Kiez selbst ist in den letzten Monaten auch einiges passiert, was unsere Strukturen wieder größer und komplexer macht. Von der Kiezkommune Friedrichshain werden regelmäßige Veranstaltungen organisiert, die sich an unorganisierte Nachbar*innen wenden, darunter eine regelmäßige Versammlung für die Nachbarschaft. Besonders bemerkbar macht sich die zunehmende Verbundenheit von jüngeren Strukturen mit dem Gefahrenkiez, welche u.a. im autonomen Jugendclub Keimzelle im besetzten Erdgeschoss der Rigaer94 fußt. Unter dem Label Kiezversammlung gab es außerdem ein Treffen von gut 50 Menschen, das sich mit der Frage beschäftigte, wie man die Liebig34 besser unterstützen kann. Auch hier kamen Viele, die nicht in den Hausprojekten wohnen. Aus diesem Treffen entstand auch der Plan, am 4. April 2020 wieder mal eine Kiezdemo durchzuführen, um die Nachbarschaft zu repolitisieren.

Wir sehen also, dass es eine Grundlage gibt, um über Ziele zu reden, und darüber, wie wir die nächste Zeit dafür nutzen wollen. Doch auch die Bedingungen im Lager unserer unmittelbarsten Gegner haben sich geändert.

Wie bereits klar geworden sein dürfte, messen wir der Beschäftigung mit dem demokratischen Zirkus einige Bedeutung bei. Die Ereignisse der erfolglosen Räumung der Rigaer94 2016 haben gezeigt, dass unser Kampf wichtig genug ist, um Parteipolitik zu beeinflussen. Gleichzeitig sind wir dadurch geeignet, um für parteipolitische Interessen instrumentalisiert zu werden. Da 2021 Wahljahr ist und bis Mitte 2020 eine Häuserräumung im Nordkiez mit der erneuten Vertagung der Verhandlung gegen die Liebig34 fast unmöglich ist, rennt der aktuellen Regierung die Zeit für einen unkomplizierten symbolischen Schlag davon. Darüber hinaus sind Spaltungstendenzen erkennbar. So muss sich der Innensenator Geisel mittlerweile über eine parteiinterne Opposition ärgern, die gemeinsam mit der CDU und der AfD versucht, sich durch eine Abweichung vom vorgegebenen Kurs des rechtssicheren Handelns zu profilieren. Die ausgebliebenen Erfolge der Regierung gegen den rebellischen Kiez haben also eine Situation mit Potential für einen regierungsinternen Machtkampf geschaffen, während der Druck von außen steigt.

Aus den Reihen der Polizei erfolgt eine kontinuierliche und vielfältige Zuarbeit an rechte Kräfte. Über die polizeieigene Pressearbeit, durch die Polizeigewerkschaften und über die rechten Medien wird ein Bild des totalen Versagens der linken Regierung gezeichnet. Öffentliche Forderungen wie das Abreißen oder Ausräuchern unserer Häuser folgen mittlerweile regelmäßig auf die polizeiliche Berichterstattung aus dem Gefahrengebiet. Einschlägiges Verhalten wie das leaken von geheimen Informationen, die Zusammenarbeit mit Nazis, die Normalisierung der Gegenwart faschistischer Strukturen in der Polizei – all das sind Zeichen einer Meuterei gegen den linken und bürgerlichen Liberalismus.

Das hat mit uns zu tun, weil wir zum Symbol des staatlichen Versagens geworden sind. Nicht nur durch unseren Antrieb sind wir heute über die Grenzen hinaus ständig im Gespräch der Medien. Das Schlagwort Rigaer wird von verschiedensten rechten Akteur*innen für eigene politische Zwecke genutzt. Die sozialen Netzwerke – ihre Relevanz sei dahingestellt – sind voll von Gewaltaufrufen und Anstachelungen. Alle paar Wochen erscheint in renommierten überregionalen oder gar internationalen Zeitungen ein Artikel, in dem ohne relevanten Nachrichtenwert über unseren Kiez hergezogen wird (3). Wir wollen in aller Klarheit sagen, dass die Medienhetze zwangsläufig dazu führen wird, dass es zu Angriffen kommen wird. Der Brandanschlag auf die Liebig34 vor einigen Jahren darf ebensowenig vergessen werden wie der Besuch des Nazi-Video-Bloggers vergangenes Jahr, der demonstrativ bewaffnet durch unsere Straßen lief. Die einzelnen rechten Spinner, die ihre bisher harmlosen Mutproben an unseren Hauseingängen dokumentieren und der Überfall von drei Nazis auf eine junge Frau am 15. Februar in der Nähe vom S-Bahnhof Frankfurter Allee (4) sind ebenso Vorboten für Schlimmeres. Die Zeit, in der diese Art Aufmerksamkeit vernachlässigt werden konnte, ist vorbei, spätestens seit der Ex-Bundespolizist Nick Hein in seinem Video, in dem unter anderem Tom Schreiber von der SPD und Burghardt Dregger von der CDU auftreten, im Hausflur der Rigaer94 Nazi-Parolen (AZAB – All Zecken Are Bastards) sprühte und Angriffspunkte für mögliche Anschläge auf das Haus aufzeigte. Die gute Vernetzung seiner Kreise belegt er persönlich dadurch, dass er ein als Verschlusssache eingestuftes Dokument veröffentlicht, in dem bisher nicht bekannte Informationen veröffentlicht wurden. Weitere Belege für unsere Annahme eines bevorstehenden Angriffs sind die faschistischen Drohbriefe vom Staatsschutzes Ende 2017 sowie die erneuten Leaks von persönlichen Daten im Spiegel, welche dem selben Quellenkreis entspringen dürften.

Dazu kommt, dass diese Kreise auch an den sehr einflussreichen Stellen sitzen. So wissen wir, dass die Mit-Verfasserin der Drohbriefe in der Auswerteeinheit des Staatsschutzes sitzt, in dem permanent Personendossiers angelegt werden, welche ausschlaggebend für die Klassifizierung von Gefährdern sind. Die Einstufung einer Person als Gefährder ist nicht nur eine öffentlichkeitswirksame Stigmatisierung sondern auch eine weitgehende Auslieferung unter polizeiliche Willkür. Ohne richterliche Aufsicht kann der Staatsschutzapparat damit hemmungslos persönliche Daten des Gefährders und seines gesamten Umfelds sammeln, welche damit direkt bei den Nazis landen. Unseren Kenntnissen nach hat der Staatsschutz die Einstufung von drei Personen aus dem Nordkiez als Gefährder beim BKA erwirkt.

Es ist also keine Prophezeitung sondern eine bereits eingetretene Tatsache, dass sich der Polizeiapparat verselbstständigt hat. Für uns ist das nicht erstaunlich und nicht neu, da unser antifaschistisches Bewusstsein auf Lehren aus der Vergangenheit und logischen Überlegungen zur Rolle des Staates aufbaut. Die Relevanz dieser Tatsachen rührt daher, dass sie offensichtlich sind und mittlerweile von Teilen des bürgerlichen Spektrums anerkannt werden. Wie auch der entsichern-Kongress zeigt, besteht die Möglichkeit mit unseren Positionen auf bürgerliche Diskurse Einfluss zu nehmen oder gar eine antifaschistische Allianz aufzubauen. Was wir brauchen ist daher eine Debatte mit dem Ziel einer klaren Tendenz in dieser Frage.

Für uns ist soweit klar, dass die Enthüllungen und das Bewusstsein über den tiefen Staat nur möglich sind, wenn wir ihn mit unseren Kämpfen aus der Reserve locken. Dazu haben wir als Kiez-Projekt einen Beitrag geleistet. Der Fakt, dass wir zu einem allgemeinen Symbol für staatliches Versagen geworden sind und dementsprechend bedroht sind, bedeutet für uns, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben mit dem Risiko, Ziel von rechten Anschlägen zu werden. Die Morde in Hanau geben uns zu Denken, zumal der Attentäter aus der selben Szene stammt, der auch der Amok-Läufer aus Halle angehört. Dieser hatte in seinem Manifest neben jüdischen und migrantischen Anschlagszielen auch linke Strukturen erwähnt. Was diesbezüglich nicht in Frage kommen darf, ist das Annehmen einer Opfer-Rolle, die die Instrumentalisierung unseres klar staatsfeindlichen Kampfes für linksliberale Ideen mit oberflächlichen antifaschistischen Inhalten ermöglichen würde. Stattdessen gilt es, den antifaschistischen à l’arme auszulösen, nicht der Vergangenheit ohne AfD nachtrauernd, sondern den Sturz des Systems erkämpfend.

Der Weg dahin führt uns über die rebellischen Kieze, also die Revolution von Unten wie sie derzeit auch in Connewitz formuliert wird: „[Diese Gebiete] sind existentiell für die Selbstorganisierung der Bevölkerung, die die Umwälzung der Verhältnisse zum Ziel hat. In ihnen können neue Formen erprobt werden, wie man diskutiert, streitet, kämpft, sich organisiert und kennenlernt. Die Synthese eines von staatlicher Kontrolle befreiten Raumes mit den kämpfenden Kollektiven und Individuen, die darin wohnen, und der Selbstorganisation des Lebens birgt die Möglichkeit sich von der kapitalistischen Ausbeutungslogik zu befreien und den Staat zu zersetzen. Aus dieser Verbindung können sich neue revolutionäre Keimzellen bilden, aus denen befreiende Gesellschaftsmodelle entstehen können. Rojava, Chiapas, Exarchia, die Gemeindeversammlungen der Gelbwesten und der chilenischen Bevölkerung sind solche Versuche.“ (5)

Um diesen Weg einzuschlagen, dürfen wir nicht weiter warten, bis wir wieder in der defensiven Position sind. Das bedeutet für diesen rebellischen Kiez, der sich als stadtweites Projekt der Bewegung versteht, vor der nächsten Räumungsverhandlung gegen die Liebig34 oder die Rigaer94 weiter durchzustarten. Die letzten Monate haben neuen Schwung gebracht, der jetzt stetig zunehmen muss. Dabei geht es einerseits darum, den politischen Preis für staatliche Offensiven so hoch zu setzen, dass sie ausbleiben. Das Ziel ist vorerst, diese Wahlperiode ohne Räumung hier im Kiez zu beenden. Für die anderen bedrohten Berliner Projekte können wir dieses Ziel nicht herausgeben, da uns die Zuversicht dafür fehlt. Für diese braucht es klare Ansagen aus deren engeren Strukturen. Uns geht es hier weiter darum, die in den letzten Jahren gewonnene politische Stärke zu halten, hier gewonnene Erfahrungen mit dem Rest der Bewegung zu teilen und natürlich dem Staat noch weitere Handlungsoptionen zu entziehen. Es reicht nicht, dass die Polizei unsere Häuser fürchtet oder zu manchen Anlässen wie bei der Linksunten-Demo in Leipzig oder bei den Auseinandersetzungen nach der Demo zum Mord an Maria lieber einen Gang zurückschaltet. Wir müssen das Bewusstsein darüber verbreiten, dass der Staat im Auftrag des kapitalistischen Friedens und Kriegs mordet und wir müssen unsere Nachbarschaften zu Orten machen, in die sich keine Polizei mehr hineintraut. Die größte Herausforderung innerhalb der Nachbarschaften ist es, Zuversicht in die eigene Stärke und Wichtigkeit aufzubauen. Außerhalb der etablierten ZADs, in den Teilen der politischen Szene, die keine Räume besetzt und verteidigt, hat es sich ebenfalls als schwierig und wichtig gezeigt, Möglichkeiten zur Unterstützung und Identifikation zu geben. Dabei geht es darum, Projekte wie unseren Kiez als ganzheitliches kämpferisches Konzept als Alternative zu Feierabend- und Feuerwehr-Politik wahrnehmbar und auch erstrebenswert zu machen. Dann sollte es auch ein realistisches Ziel sein, die Teilnehmer*innenzahlen der Demonstrationen von 2016 (> 5000) zu toppen und die dezentralen Aktionen auszuweiten.

Was die Deklarierung der kommenden Monate bis zur nächsten Wahl als heiße Phase angeht, so wollen wir damit nicht den Glauben verbreiten, unter einer rechten Regierung würde die Bewegung automatisch wieder größer werden. Dem selben Irrglauben ist die anarchistische Bewegung in Griechenland anheimgefallen, als sie unter der „linksradikalen“ Syrizaregierung ein Bewegungstief erlebte. Von dort können wir lernen, dass die linken Regierungen meist gute Vorarbeit für rechte Regierungen leisten. Es sei denn, die Menschen sind in der Lage, bestehende Freiheiten wie Exarchia oder den Nordkiez zur Vorbereitung zu nutzen.

Um es klar zu sagen: wir erwarten von dieser Rot-Rot-Grünen Regierung mit hoher Sicherheit Anläufe zu Häuserräumungen. Generell, aber insbesondere im Falle, dass der offizielle Staat dazu nicht in der Lage sein sollte, erwarten wir Angriffe von Faschisten des tiefen Staates. Nach Möglichkeiten sollten wir keine Unterscheidung machen, wenn wir darauf reagieren werden.

Sollte es wider Erwarten zu keinen Angriffen bis Mitte 2021 kommen, dann werden wir unter der nächsten, vielleicht rechten Regierung damit rechnen müssen. Anderthalb Jahre sind genug Zeit, um aus Phasen der gesteigerten Aktivität wie wir sie gerade feststellen wieder zurückzufallen in die staatlich verordnete Lethargie. Diese anderthalb Jahre sollten stattdessen auch unter widrigen Umständen dazu genutzt werden, sich auf eine andere Regierung vorzubereiten, die sich vielleicht eher an Henkels Konzepten entlanghangelt. So oder so müssen wir realisieren, dass Berlin wie Leipzig Inseln des liberalen Bürgertums sind und dessen Isolierung derzeit galoppiert. Es gibt starke Tendenzen der bundespolitischen Einflussnahme auf unsere lokalen Konflikte. Aus der Geschichte wissen wir, dass das städtische Bürgertum kaum Abwehrkräfte gegen den provinziellen Faschismus hat, der durch Innenminister wie Seehofer oder in den sozialen Netzwerken Einzug hält. Möglicherweise werden wir unversehens von Kräften überrollt, die wir nicht auf dem Schirm haben. So wie beim Verbot von linksunten, welches für unsere Häuser einiges an Relevanz besitzt.

Frühere Stellungnahmen aus dem Nordkiez:

-Analyse & Kritik über und von dem ehemaligen Plenum der (Haus)-projekte des Friedrichshainer Nordkiez
www.trend.infopartisan.net/trd0217/t110217.html

-Interview mit einigen aus der Rigaer Straße im Gefangenen Info
gefangenen.info/der-kiez-rigaer-str-in-berlin-friedrichshain/

Fußnoten:

(1) dazu: gefahrengebiet.noblogs.org

(2) z.B. One Struggle, One Fight 2018
enoughisenough14.org/2018/09/30/berlin-one-struggle-one-fight-weide63-liebig34-stay/

oder die Knallige Demo für bedrohte Projekte 2019
https://de.indymedia.org/node/43855

(3) vor kurzem Erschien dazu ein Artikel mit einer Umfangreichen Sammlung derartiger Medieninhalte: https://de.indymedia.org/node/66212

(4) im Internet gibt es dazu keine Berichte, nur im Kiez wurde dazu informiert; siehe Bilderanhang

(5) aus „Wir hielten unser Wort“ https://de.indymedia.org/node/65409

Quelle: Indymedia (Tor), Spiegelung (Tor)