Category Archives: Berlin

Farbe gegen SPD-Büros

Berlin, 8. März 2020

Heute haben wir, eine autonome FLINT*-Kleingruppe, mehrere Büros der Partei SPD mit Farbe verschönert. Dies geschah in der Nacht des 07.03. auf den 08.03. in verschiedenen Stadtteilen Berlins. Die SPD die sich immer noch als sozial zu profilieren versucht, stimmte letzte Woche im Bundestag zusammen mit CDU, FDP und AfD gegen die Aufnahme von 5000 fliehenden Menschen aus Griechenland

Heute haben wir, eine autonome FLINT*-Kleingruppe, mehrere Büros der Partei SPD mit Farbe verschönert. Dies geschah in der Nacht des 07.03. auf den 08.03. in verschiedenen Stadtteilen Berlins. Die SPD die sich immer noch als sozial zu profilieren versucht, stimmte letzte Woche im Bundestag zusammen mit CDU, FDP und AfD gegen die Aufnahme von 5000 fliehenden Menschen aus Griechenland. Es ging in dem Antrag der Grünen hauptsächlich um die Aufnahme von unbegleiteten Kindern, Schwangeren, alleinfliehenden Frauen und schwertraumatisierten Menschen.Die aktuelle Situation in Griechenland ist menschenverachtend: die griechische Regierung erklärte das Menschenrecht auf Asyl für einen Monat auszusetzen; Grenzkontrollen werden verschärft; die griechische Polizei hindert fliehende Menschen mit Gewalt an der Einreise, Faschist*innen greifen fliehende Menschen an; Deutschland (und die gesamte EU) schaut zu! Das Datum unserer Aktion ist nicht zufällig gewählt:Anlässig zum Frauenkampftag und der Verschlimmerung des Lagerlebens auf den Inseln Lesbos und Chios wolten wir zeigen, dass wir was gegen diesen Entschluss haben. Schützt Menschen statt Grenzen!Wir leben in einem System das von Diskriminierung, Ausbeutung und Ungerechtigkeit strotzt. Und Menschen, die schon aufgrund ihrer Herkunft diskriminiert werden, werden z.B. aufgrund ihres Geschlechts weiter unterdrückt. FLINT*Personen die fluechten, sind oft zusaetlzlich Gewalt ausgesetzt, Unsere Regierung hat mal wieder gezeigt was für sie die Werte einer sogenannten Demokratie sind und, wie sie diese umsetzen will. Ihr wollt „Ordnung“ schaffen in einer Welt, die ihr verwüstet?Lasst uns heute, morgen, jederzeit das herrschende System daran erinnern, dass nicht alle dabei zusehen wie die Leben zu vieler Menschen zerstört werden! Wir bleiben kreativ, frech und vorallem solidarisch. Solidarität mit allen, die unter den Folgen der hierachischen Zustände leiden und nicht aufhören zu Kämpfen. Aber auch mit allen die schon so viel gekämpft haben und denen, die kämpfen werden.Wir müssen die Welt nicht erobern, es reicht sie neu zu schaffen.Am 08.März gemeinsam auf die Straße für Gerechtigkeit, unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Liebesform, etc.!Für ein schönes Leben für alle!

Quelle: Indymedia (Tor), Spiegelung (Tor)

Farbe und kaputte Scheiben bei Start-Up Factory

Berlin, 6. März 2020

Seit heute Nacht klaffen wieder Löcher in den Scheiben der Start-Up Factory in Berlin Treptow und die Fassade hat einen neuen Teilanstrich. Auch ihre Secus – rund um die Uhr angestellt um die nicht so smarte Nachbarschaft und den Pöbel fernzuhalten – konnten dies nicht verhindern.

Die „Factory Berlin“ soll nach den Vorstellungen ihres Geldgebers und Geschäftsführers Udo Schloemer als „Business-Club“ fungieren, „dessen Aufgabe es ist, Akteure aus Konzernen und Unternehmen mit Start-Ups zusammenzubringen.“ Ob sich dieses Projekt in naher Zukunft finanziell für ihn lohnen wird bleibt ungewiss, aber offensichtlich ist Udo gern vorne mit dabei wenn überkoffeinierte Mittzwanziger irgendwas über „disruptive Blockchaintechnologie“ fabulieren.

Dass Orte wie die Factory, ein Google-Campus oder aktuell der geplante Amazon-Tower die Dynamiken der Stadtumstrukturierung beschleunigen und über kurz oder lang Leute verdrängen, wurde bereits oft beschrieben. Ebenso haben Gefährt*innen in zahlreichen klugen Texten dargelegt, wie derlei Unternehmen als Propheten einer Ideologie der Digitalisierung und Smartifizierung – sofern sie erfolgreich sind – zukünftig ein Leben in Freiheit, Autonomie und Selbstorganisierung (oder auch nur die Hoffnung darauf) verunmöglichen könnten.
Wir wollen daher hier nicht erneut darauf eingehen, sondern die Gelegenheit nutzen, einige Worte zu den anstehenden Räumungen in Berlin zu sagen.

Militante Praxis braucht Organisierung – Organisierung braucht militante Praxis

Die nun teils jahrelang andauernde Räumungsbedrohung für verschiedenste Projekte und Häuser in unserer Stadt hat sich als Grundlage erwiesen, wieder mehr Austausch und Zusammenkommen unterschiedlicher Spektren anzuregen. Besonders die letzten Monate waren von wachsenden Vernetzungsbemühungen geprägt. Ein Unterfangen, das wahrscheinlich oft anstrengend aber letztlich unerlässlich ist und auch bleiben wird. Sichtbarer Effekt sind eine Reihe von Kundgebungen, Veranstaltungen, Demonstrationen und Aktionen. Teils in Formen, die erst durch die Verknüpfung von vorher getrennt arbeitenden Spektren möglich wurden und ganz unterschiedliche Zielgruppen in den Blick nehmen.
Diese Entwicklung birgt einiges an Potential für die kommenden Kämpfe, wenn sie auch in diesem Sinne verstanden wird. Trotz einiger Aktionen (nein, wir meinen damit nicht nur Sachschaden), bleibt derzeit aber die militante Praxis zu diesem Themenfeld hinter den Möglichkeiten einer strukturell breit getragen Anti-Räumungs-Kapmagne zurück.
Dies könnte natürlich daran liegen, dass die schon in den letzten Jahren bestehenden militanten Zusammenhänge einzelnen bedrohten Projekten und ihrer Politik nichts abgewinnen können. Dann würde es aber verwundern, dass diese Kritik bisher nicht auch in Texten und Erklärungen kundgetan wird.
Unabhängig dessen wollen wir jedoch dafür plädieren, dass auch notwendige Kritik uns nicht daran hindert, eigene Ideen und Mittel in die aktuelle Gemengelage zu werfen. In einer Zeit in der aus den unterschiedlichsten Ecken dieser Stadt Leute zusammenfinden, diskutieren, planen und sich verschwören, wo neue und junge Menschen auf schon lange Dabeigewesene treffen, können wir es uns nicht leisten, einfach nur zuzusehen und keine eigenen Impulse zu setzen. Wenn wir es wollen können unsere Aktionen hier von einem breiteren Umfeld wahrgenommen und diskutiert werden, als dies vielleicht sonst zu erwarten wäre. Die Räumungsfrage wird zwangsläufig auf eine Konfrontation hinauslaufen. Es ist auch an uns zu entscheiden, ob aus dieser Konfrontation neue Bewegungslinke und Social-Media-Aktivist*innen hervorgehen oder wir einige neue Gefährt*innen auf dem Weg der direkten Aktion und offenen Feindschaft mit dem Bestehenden begrüßen können.

Doch auch Vernetzungsbemühungen, sei es nun ein Häuserplenum oder eine Stadtteilini, haben ohne militante Praxis einiges zu verlieren. All die Plena und Orga-Aufgaben drohen angesichts von Gerichtsurteilen und Politikgeschwafel in der Bedeutungslosigkeit zu enden, wenn eine Organisierung nicht auch militant unterstützt und bestenfalls abgesichert ist. Das ist erstmal keine Kritik an denen die die Vernetzungsarbeit tragen, aus eigener Erfahrung wissen wir, dass sich einige Leute derzeit wahrscheinlich sprichwörtlich den Arsch aufreißen um all die nötigen Dinge zu organisieren. Gleichzeitig werden wir aber kein Stück vorankommen wenn alle Arbeit an ein paar Wenige delegiert bleibt und der Rest sich damit begnügt, schlicht bei den so vorbereiteten Events teilzunehmen. Wir werden auch nicht vorankommen, wenn wie schon viel zu oft in vergleichbaren Situationen sich ein weiteres Mal die Tendenz durchsetzt, hoffnungsvoll und bittend an Stadtpolitiker*innen heranzutreten. Ob durchgesetzte Bebauungspläne für die Rummelsburger Bucht, leere Versprechungen an Potse und Drugstore oder Hintertür-Befriedungsversuche rund um die Liebig 34, all dies zeigt, dass wir uns nicht mit jenen einlassen sollten, die aus machtpolitischen und systemstabilisierenden Gründen letzten Endes die Interessen der Eigentümer*innen durchsetzen müssen und werden. Ganz egal wie idealistisch sie im persönlichen Gespräch daherkommen mögen.

Um im Falle einer durchgesetzten Räumung eben nicht nur ausgelaugt und frustriert dazustehen, müssen militante Aktionen eine Perspektive eröffnen, die es erlaubt, Erfahrungen der Selbstermächtigung zu sammeln und eine offensive Solidarität zu entwickeln. Eine Perspektive, die uns auch dann noch stärken kann, wenn das Haus oder der Jugendklub schon lange zerstört ist und nicht auf die Zugeständnisse anderer angewiesen ist.
So etwas wird nicht am Tag X aus dem Nichts enstehen und auch Eigentümer*innen, Senat und die Bullen könnten bereits jetzt ein bisschen mehr Stress vertragen, wenn sie sich aufmachen unsere Räume zu zerstören. Das Syndikat hat bereits einen Termin für den ersten Räumugsversuch am 17.04.
Wir wollen also uns und auch alle anderen ermutigen, ob erfahren oder nicht, wieder mehr in die Waagschale zu werfen und Berlin die Konfrontation zu bescheren, die es in den nächsten Monaten verdient.

Solidarität heißt Angriff!

Lesetipps (in dieser Reihenfolge) für alle, die sich nicht erwischen lassen wollen:

https://www.torproject.org

https://tails.boum.org

http://xrlvebokxn22g6x5gmq3cp7rsv3ar5zpirzyqlc4kshwpfnpl2zucdqd.onion/node/23028/ (Prisma PDF)

https://militanz.blackblogs.org (nicht ohne TOR öffnen!)

Quelle: Indymedia (Tor), Spiegelung (Tor)

 

Fünf bis sechs Vermummte haben in der Nacht zu Freitag gegen 0.45 Uhr die Außenfassade eines Bürogebäudes an der Lohmühlenstraße in Alt-Treptow beschädigt. Sie sollen mit Kleinpflastersteinen und Farbbehältnissen die Fassade beworfen haben. Anschließend flüchtete die Gruppe unerkannt in Richtung Görlitzer Park. Es konnten beschädigte Fensterscheiben sowie diverse Farbanhaftungen am Gebäude festgestellt werden. Der Polizeiliche Staatsschutz beim Landeskriminalamt hat die weiteren Ermittlungen übernommen.

Quelle: Berliner Morgenpost

Scheiben an zwei Engel&Völkers-Immobilienbüros zerstört

Berlin, 5. März 2020

Engel und Völkers den Kampf ansagen
Aktuell ist die Obdachlosigkeit in Deutschland so hoch, wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr. Seit Jahren steigt sie konstant.

Immer mehr Menschen sind gezwungen überteuerte Mieten zu zahlen und werden so zunächst ins finanzielle Aus, dann in die Obdachlosigkeit gedrängt. Steigende Mieten, fehlende Sozialwohnungen und Leerstand verstärken dieses Symptom der Gentrifizierung.

Engel und Völkers gehört dabei zu den Konzernen, die aus der Not Anderer Profit schlagen und zur Steigerung ihres Kapitals teure Immobilien, Yachten und Flugzeuge verkaufen bzw. vermitteln. Erst 2009 half Engel und Völkers dem Besitzer des besetzten Hauses Brunnenstraße 183 dieses räumen und anschließend sanieren zu lassen. Schlussendlich wurden dort Wohnungen für einen Gesamtwert von 1.300.000 Euro verkauft.

Um Engel und Völkers zu zeigen, wie wütend wir über ihre menschenverachtende und kapitalistische Wohnungspolitik sind, haben wir am 5.3.2020 den Filialen im Oberhofer Weg in Berlin, Lichterfelde und am Zehlendorfer Damm in Kleinmachnow einen Besuch mit Hämmern abgestattet.

Es bleibt dabei: Wohnraum ist keine Ware!

https://de.indymedia.org/node/63455

Anarchist*innen

Quelle: Indymedia (Tor), Spiegelung (Tor)

 

Farbe gegen Polizei

Berlin, 4. März 2020

Was die sichtbare Aktivität der Bullen im Friedrichshainer Nordkiez angeht ist es derzeit eigentlich relativ ruhig. Wenig Bestreifung durch Wannen, wenig Behelmte, wenig Gewalt. Gestern jedoch war es anders: in den Abendstunden belagerte eine Bulleneinheit für Stunden den Dorfplatz und die Rigaer94.

Wahllos wurden am Mittwoch Abend Passant*innen und Anwohner*innen belästigt und ihre Ausweise kontrolliert. Die Tür der Rigaer94 wurde durch teilweise beschildete Bullen für Stunden unpassierbar gemacht. Der Betrieb der gerade dort stattfindenden Küfa konnte somit nicht problemlos stattfinden. Die Einheit trug zum Teil keine Kennnummern und war trotz geringer Zahl ausgesprochen motiviert und aggressiv. Möglicherweise handelte es sich um einen Einsatz der neuen sogenannten Brennpunkteinheit, die ausschließlich in den Gefahrengebieten zum Einsatz kommen soll. Da sie sich ausschließlich aus Freiwilligen rekrutiert, die gerne Nachts und am Wochenende arbeiten, ließe sich die gestrige Ausdauer erklären. Erst weit nach Mitternacht war der Straßenabschnitt der Rigaer Straße wieder gefahrlos passierbar.

Auch am Einsatz beteiligt war der Dienstgruppenleiter des Abschnitt 51, jener Friedrichshainer Mörderwache, die die Streifen zur Exekution von Maria schickte. Seine Anwesenheit wurde sicher festgestellt, da er beim Eindringen in den Flur der Rigaer94 farblich markiert werden konnte. In seiner Begleitung wurde auch ein Paparazzi von Springer gesehen. Gemeinsam veröffentlichten sie noch in der Nacht auf der Internetseite der B.Z. das Bild der eingefärbten Uniformjacke.

Quelle: Indymedia (Tor)

30 S-Bahn-Fahrkartenautomaten mit Bauschaum beschädigt

Berlin, 24. Februar 2020

Fahrschein bitte? Nix da! Heute haben wir in Berlin an mehreren Haltestellen der S-Bahn an der S25, S7, S3 und S8 die Fahrkartenautomaten ausser Betrieb gesetzt.

Wir ermöglichen damit den Menschen, die eigentlich ein Ticket lösen wollen etwas, das eigentlich selbstverständlich sein sollte: kostenfreien Nahverkehr!

Für die meisten von uns ist es heut ganz normal, mobil zu sein. Mal eben mit der Bahn zu Freund*innen, die am anderen Ende der Stadt wohnen, zur Uni oder zur Arbeit fahren können, oder wo auch immer sie hin wollen. Der öffentliche Nahverkehr ermöglicht ein Stückchen Freiheit und Autonomie und bringt die ganze Stadt, ganze Regionen näher zusammen. Doch, wie sollte es auch sonst sein, gibt es im kapitalistischen System nichts umsonst und so sind es mal wieder die, die sowieso schon wenig haben, diejenigen, die am wenigsten von dieser Errungenschaft profitieren. In diesem Jahr sind die Fahrkartenpreise schon wieder gestiegen und so werden Menschen, die sich diese nicht leisten können oder wollen immer weiter abgehängt.

Viele fahren darum oft ohne Ticket, weil sie sich zwar keine Fahrkarte leisten können aber trotzdem nicht in ihrem Kiez eingesperrt sein wollen. Womit das nächste Problem entsteht: Bei einer Kontrolle kein Ticket vorweisen zu können ist in Deutschland eine Straftat (§265 Erschleichen von Leistungen) und da Menschen, denen ein Ticket zu teuer ist logischerweise auch keine Tagessätze bezahlen können, sind deutsche Gefängnisse voll mit Leuten, die eine Ersatzfreiheitsstrafe verbüßen müssen, jährlich etwa 7.000 Menschen.

Doch obwohl viele Menschen diese soziale Ungerechtigkeit verstehen, hören wir oft Stimmen die meinen: „Ja, aber die Kosten für den öffentlichen Nahverkehr müssen ja auch irgendwie bezahlt werden!“
Und so lange wir nicht in einem geldfreien System leben, ist dies wohl richtig.
Mehr als fragwürdig dabei ist jedoch, ob ausgerechnet das Bezahlen und Kontrollieren von Fahrkarten der richtige Weg ist. Neben den Einnahmen kommt ein Haufen an Ausgaben dazu, sei es Automaten, Ticketentwerter, das umfangreiche Kontrolleur*innensystem, Menschen die sich Gedanken zu Ticketsystemen und Preiserhöhungen machen, und zu guter Letzt eben auch die Kosten, die die Polizei und das Knastsystem generiert. Wieviel Gewinn erzielt wird, können wir nur mutmaßen… neue Bahnen, Reparaturen an den Gleisen oder den Zügen, die Gehälter der Lokführer*innen wird es sicherlich nicht decken. Und dann der Kommentar neulich der Manager*innen der Verkehrsbetriebe, dass ein kostengüngstiger Nahverkehr ja gar nicht umsetzbar sei, da dann das Netz überlastet würde. Müssen wir klarstellen, wie tief die kapitalistische Verknüpfung von Bedürfnissen mit Geld dem Gedanken zugrunde liegt? Fahrt doch Taxi, ihr Reichen die ihr den Nahverkehr für euch beansprucht, oder besser bleibt einfach im Villenviertel zuhause und geht uns nicht auf die Nerven!

Wir haben natürlich nichts gegen öffentlichen Nah- und Fernverkehr (obwohl das bestimmte Pressekonzerne morgenfrüh bestimmt titeln werden), ganz im Gegenteil! Gerade die Bahn ist das umwelt- und klimafreundlichste Verkehrsmittel überhaupt. Anstatt dass wir alle mit unserem eigenen Auto umfahren, egal ob mit Diesel, Benzin oder Elektro, brauchen wir auch auf dem Land auf Dauer eine bessere Zug- und Busanbindung, damit dort ebenfalls das Auto als Standardverkehrsmittel ersetzt werden kann.

Doch was können wir heute schon tun?

Auch ohne, dass das System sozial gerecht wird, helfen schon kleine Änderungen im Alltag, um das Ticketsystem ein wenig auzutricksen.
Ihr könnt zum Beispiel Menschen ohne Ticket helfen indem ihr, wenn ihr ein Ticket habt und kontrolliert werdet, lange in eurer Tasche danach kramt, sodass Menschen an der nächsten Haltestelle aussteigen können.
Außerdem gibt es einige Tickets auf denen Abends und am Wochenende Menschen mitgenommen werden können (da könnt ihr euch je nach Region bei den Verkehrsunternehmen im Netz informieren), wenn ihr selbst so ein Ticket habt könnt ihr gezielt auf Menschen zugehen, die gerade am Automaten eines lösen wollen und wenn ihr keins habt könnt ihr noch am Bahnsteig Menschen ansprechen, ob sie euch vielleicht mitnehmen.
Wenn ihr selbst kein Ticket habt, eine Strafe vermeiden und gleichzeitig mehr Menschen mit dem Thema konfrontieren wollt könnt ihr auch Aktionsschwarzfahren. Dabei zeigt ihr ganz offen mit einem Schild oder Aufkleber an euch, dass ihr kein Ticket habt und erschleicht somit die Leistung nicht mehr, da ihr ja nicht so tut als hättet ihr eines. (Genau das ist ja die Straftat..) Dazu habt ihr im Idealfall noch ein paar Flyer dabei, die ihr an die anderen Fahrgäste verteilen könnt.
In manchen Städten in Schweden und Frankreich gibt es übrigens Schwarzfahr-Versicherungen. So zahlen in Paris z.B. alle monatlich etwas ein und aus diesem Topf werden die Strafen bezahlt. In Berlin wird dieses System durch ein steigendes Strafmaß für Wiederholungstäter*innen unbrauchbar gemacht. Doch mit etwas Kreativität finden wir auch eine Lösung um dieses Unding zu umgehen.

Wir brauchen freien Nahverkehr für alle!

Außerdem sind wir natürlich solidarisch mit den Menschen, die sich gegen die Rüpelkontrolleur*innen zur Wehr gesetzt haben. Auch soll unsere Aktion eine Warnung an die sein, die meinen linke Freiräume in dieser Stadt durch Zwangsräumungen, Hausdurchsuchungen und andere Schikanen bedrohen zu müssen. Wer unsere Freiräume angreift, muss mit Sand im Getriebe der kapitalistischen Verwertungslogik rechnen. Wir erinnern uns noch gut an die militante Kampagne nach der Liebig 14 Räumung. Die Berechnung des Sachschadens überlassen wir gern den Menschen, die alles in Zahlen messen wollen, aber vielleicht bringt unsere Aktion ja die eine oder andere Bezugsgruppe auf Gedanken… Einfach ausgedrückt: Nehmt ihr uns die Liebig, Potse, Meute, Rigaer, Syndi oder sonst was ab, machen wir die City platt!

Wir s c h ä u m e n vor Wut!

Quelle: Indymedia (Tor), Spiegelung (Tor)

 

In einer Mitteilung, die über ein linksextremistisches Internetportal verschickt wurde, behauptet eine Gruppe mit dem sperrigen Namen „Bürger*innenIni Freie Fahrt“, in der Nacht zu Montag Fahrkartenautomaten der S-Bahn auf mehreren Berliner Bahnhöfen beschädigt zu haben. Darüber hinaus ruft die ominöse Gruppierung dazu auf, weitere Automaten „außer Betrieb zu nehmen“.
S-Bahn Berlin: Fahrkartenautomaten wurden mit Bauschaum beschädigt

Laut der S-Bahn sind an acht Bahnhöfen, darunter Bornholmer Straße, Rummelsburg, Schönholz – rund 30 Fahrkartenautomaten beschädigt worden, „indem die Täter Bauschaum in die Ausgabefächer gesprüht haben“, teilte die S-Bahn mit. Die Gruppe will es mit der Aktion nach eigenen Angaben „allen Menschen möglich machen, die Züge kostenlos und ohne Ticket zu nutzen“. Die S-Bahn prüft derzeit den Wahrheitsgehalt des Bekennerschreibens.

Viele Menschen könnten nicht am gesellschaftlichen Leben teilhaben, weil sie sich kein Ticket leisten könnten, heißt es in dem Bekennerschreiben weiter. Durch das Zerstören der Automaten könnten Nutzer ohne Ticket in die Züge steigen und bei einer Kontrolle angeben, an einem der Bahnhöfe ohne funktionierenden Automaten eingestiegen zu sein. Dadurch sei eine Möglichkeit geschaffen worden, kostenlos Bahn zu fahren.

Hier irrt die Gruppierung allerdings. „Wir verurteilen die mutwillige Zerstörung unserer Fahrkartenautomaten. In erster Linie erschwert dieser Vandalismus Tausenden Kundinnen und Kunden den Weg ans Fahrtziel. Denn ein zerstörter Automat legitimiert die betroffenen Fahrgäste nicht, mit der S-Bahn gratis ans Ziel zu fahren“, sagte eine DB-Sprecherin der Morgenpost.

Fahrgäste können in diesem Fall nur eine Station fahren und müssten dann aussteigen, um sich am nächsten Bahnhof mit funktionstüchtigen Automaten ein Ticket zu kaufen und dieses zu entwerten. Tickets für die S-Bahn können Reisende auch per App kaufen. Alles andere fällt in den Bereich „Erschleichen von Leistungen“ und gilt als Schwarzfahren und damit als Straftat.

Zuletzt gab es in Berlin Bestrebungen, Schwarzfahren nur noch als Ordnungswidrigkeit zu ahnden. Das Land Berlin will sich mit Thüringen im Bundesrat dafür einsetzen. „Es ist schlicht unverhältnismäßig, wenn der Staat Menschen mit dem Strafgesetzbuch zu Leibe rückt, nur weil sie mehrfach ihr Busticket nicht gelöst haben. Eine Ordnungswidrigkeit wäre hier angemessen“, erklärte Berlins Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) im vergangenen September.

Quelle: Berliner Morgenpost

Zwei Carsharing-Elektroautos von „WeShare“ ausgebrannt

Berlin, 7. + 22. Februar 2020

Am Freitagmorgen um 4.19 Uhr wurde die Berliner Feuerwehr in Scharnweberstraße / Weichselstraße nach Friedrichshain alarmiert. Dort bemerkte nach ersten Erkenntnissen ein Mitarbeiter der BVG-Betriebsaufsicht ein Feuer an einem Elektro-Carsharing-Fahrzeug des Unternehmens „WeShare“.

Die kurz nach der Alarmierung eintreffende Feuerwehr konnte nicht verhindern, dass der Brand auf einen davor parkenden Skoda übergriff. Die Feuerwehr löschte die in Flammen stehenden Fahrzeuge. Die Löschung von Elektrofahrzeugen kann sich wegen der Batterie als schwierig erweisen, in diesem Fall ging aber alles gut.

Quelle: BZ

 

Ein Auto einer Carsharing-Firma in Kreuzberg ist in Flammen aufgegangen. Eine Frau bemerkte am Morgen die Flammen an dem Elektro-Wagen in der Naunynstraße, wie die Polizei mitteilte. Die alarmierte Feuerwehr löschte die Flammen. Ein weiteres Auto, das daneben stand, wurde durch das Feuer beschädigt. Als Ursache vermutet die Polizei Brandstiftung. In Berlin werden immer wieder abgestellte Autos von Unbekannten angezündet.

Quelle: BZ

Objektschutzstreife mit Steinen beworfen

Berlin, 22. Februar 2020

Ein Polizeiwagen ist in Berlin-Friedrichshain mit Steinen beschädigt worden. Die Objektschutzmitarbeiter hatten am Freitagabend in der Rigaer Straße einen kurzen Stopp eingelegt, als plötzlich Steine gegen den Wagen flogen, wie eine Sprecherin mitteilte. Demnach wurde dabei die Frontscheibe beschädigt, der Rückspiegel sei abgefallen.

Woher die Steine geworfen wurden, war nach Polizeiangaben zunächst unklar. „Die Fallrichtung war eher von oben“, ein Täter war jedoch nicht zu sehen.

Einer der Polizeimitarbeiter habe über Augenschmerzen geklagt. Er wurde im Krankenhaus auf eventuelle Glassplitter untersucht. Der Staatsschutz übernahm die Ermittlungen.

Quelle: Tagesspiegel

 

 

(B) Nordkiez Update Anfang 2020

Der rebellischen Tradition des Nordkiezes gemäß haben sich einige aus den (Haus-) Projekten dazu entschlossen, mal wieder ein Info-Update mitsamt Einschätzungen zu liefern. In letzter Zeit waren Texte in diesem Format rar, was hiermit ein wenig korrigiert werden soll.

Wo stehen wir?

Die aktuelle Phase unseres Kampfes steht in der direkten Kontinuität zur Zeit des Gefahrengebiets und zur sie ablösenden Phase der relativen Rechtssicherheit. Die Zeit des Gefahrengebiets zeichnete sich dadurch aus, dass über den gesamten Kiez und seine Bewohner*innen der Ausnahmezustand verhängt worden war. Beginnend im Oktober 2015 hatte die Polizei unter dem Innensenator Henkel mehrere Monate lang den Kiez mit Kontrollen und Übergriffen terrorisiert, was zu massenhaften Solidarisierungen untereinander führte. Das Gefahrengebiet gipfelte in der versuchten Räumung der Rigaer94 und endete jäh mit dem ungeordneten Rückzug der Hundertschaften nach drei zermürbenden Wochen Belagerung. Unter anderem dem Widerstand im Kiez war es geschuldet, dass Henkel die anschließende Bürgermeisterwahl 2016 haushoch verlor und die Stelle des Innensenators durch den Sozialdemokraten Geisel eingenommen wurde. Eine der wichtigsten Aufgaben Geisels war von Anfang an der unruhige Nordkiez. Er musste öffentlich einen Bruch mit der frontalen Strategie seines Vorgängers ankündigen und gab in diesem Zug die Direktive des „rechtssicheren Handelns“ heraus. Die Gefahr einer Fokussierung der staatlichen Repression auf einzelne Akteur*innen und einer Abnahme der breiten Solidarität wurde von den rebellischen Strukturen analysiert und davor gewarnt.

Diese neue Phase kennzeichnete sich in der Tat durch ernsthafte Versuche, Einzelne aus der Bande der Solidarität herauszulösen und in den Knast zu stecken. Das beste Beispiel ist die Festnahme und Schmutzkampagne gegen einen Bewohner der Rigaer94, der durch ein Staatsschutzkonstrukt mit Hilfe einer eigens aufgebauten Zeug*innengruppe für einige Monate in U-Haft musste (1). Der Widerstand dagegen war gekennzeichnet durch arbeitsintensive Gegenpropaganda, teilweiße in harter Abgrenzung zu Teilen der Nachbarschaft, und zahlreiche Aktionen, die notwendig waren, um nicht in die Defensive zu geraten. Nach der Bewegungszeit des Gefahrengebiets trat dennoch eine Depression ein. Die meisten (Haus-) Projekte verschwanden wieder in der Bedeutungslosigkeit und auch die übrigen Anwohner*innen blieben meist den Konflikten fern, schlicht und einfach deswegen, weil sie die Möglichkeit dazu hatten. Das führte dazu, dass die Polizei das Gefahrengebiet auf einen Bruchteil der ursprünglichen Größe reduzieren konnte – auf den unruhigen Hotspot um die Liebig34 und die Rigaer94. Dennoch sind wir der Meinung, dass wir als rebellischer Kiez diese Zeit und die staatlichen Versuche der Isolierung gut gemeistert haben. Die Welle der Verfahren gegen einzelne Akteur*innen ist zwar nicht vorbei, doch konnte die Justiz den polizeilichen Plan der Abschreckung nicht vollenden. Im Gegenteil hat unsere kleine Bewegung dabei einiges an Erfahrung gesammelt und einiges an Angst abgeworfen.

Auch die provokative Frage, wem die Stadt gehört, wurde durch die politische Strategie der Regierenden nicht begraben. 2017 schrieben einige: „Die vielseitig genutze Brache „Bambiland“ musste hässlichen Luxusneubauten weichen und mit dieser gated-community werden wir nie Frieden schließen“. Im Gegensatz zu den meisten Frontprojekten der Gentrifizierung, die nach anfänglichen Problemen meist schnell in Ruhe gelassen werden, war und ist das Bambiland in der Rigaer Straße zwischen Zelle und Proskauer Straße ständig Ziel von politischem Graffiti oder Glasbruch. Eine regelmäßige Objektschutzstreife der Polizei konnte und kann das auch nicht verhindern. Auch der Bau der CG-Gruppe in der Rigaer Straße musste bis heute immer stark geschützt werden, was zeigt, dass die Reichen und Mächtigen Angst vor dem Zorn aus der Bevölkerung haben.

Der Dorfplatz an der Ecke Rigaer Straße/Liebigstraße war zu jeder Zeit ein Ort, dessen Nutzung nur mit Gewalt durch den Staat kontrolliert werden kann. Es hat sich gezeigt, dass es nach wie vor Bedarf an derartigen Räumen gibt. Mit den heranrollenden neuen Räumungsandrohungen gegen die Liebig34 und Projekte in anderen Gegenden der Stadt ging eine gesteigerte Aktivität von dort aus. Die Auseinandersetzungen mit der Polizei, die sich nach 2016 zeitweise auf den Bereich vor der Rigaer94 beschränkt hatten, schlossen vermehrt den Dorfplatz mit ein, nachdem im Sommer 2019 ein öffentliches Mahl gewaltsam mit der Begründung aufgelöst wurde, es sei nicht erlaubt, Bänke aufzustellen. In der Folge konnte die Polizeipräsenz am Platz durch sehr häufigen Bewurf, vor allem mit Farbe, stark reduziert werden.

Die Stärke der rebellischen Strukturen hat sich auch gegen die Justiz gezeigt. Die erste Verhandlung gegen die Liebig34 konnte im November 2019 durch entschlossene Interventionen verhindert werden. Für uns steht fest, dass das ohne den militanten Druck nicht möglich gewesen wäre und wir möglicherweise schon mit einem Haus weniger dastehen würden.

Im vierten Jahr der linken Regierung unter SPD, Linkspartei und Grüne, also kurz vorm letzten Jahr dieser Wahlperiode glauben wir aufgrund der oben beschriebenen Umstände behaupten zu können, dass deren gegen uns angeführte Strategie nicht funktioniert hat. Während wir das jedoch als Erfolg verbuchen, wollen wir sowohl nicht aus den Augen verlieren, was die mittelbareren Ziele staatlichen Handelns sind, als auch was die unsrigen sind. Als Garant für Sicherheit und Ordnung zur Durchsetzung beispielsweise der kapitalistischen Stadt hat der Staat weitergearbeitet und sich an vielen Stellen zusätzlichen Raum verschafft. Als rebellischer Kiez waren wir seit 2016 nur ein kleiner Faktor des Widerstands unter vielen anderen. Wir haben es bisher nicht geschafft, mit der siegreichen Schlacht um Henkels Vietnam mehr derartige Auseinandersetzungen in dieser Stadt zu initiieren, obwohl wir dies eigentlich anstrebten und anstreben.

Neue Phase

Warum wir jetzt eine neue Phase des Kampfes verkünden hat zwei Gründe. Einerseits glauben wir die Grundlagen zu einer Zuspitzung zu haben, die kommen muss, wenn wir uns ohne große Verluste wie die Räumung der Liebig34 über diese Periode der linken Regierung retten wollen. Andererseits hat unser Gefahrenkiez bei unseren Feinden einen derart herausragenden Stellenwert erreicht, dass wir es für nötig halten, einen Umgang damit zu finden.

Nach anfänglichem Zögern wurde die durch die herausgezögerte Entscheidung gewonnene Zeit bis zum Räumungsversuch gegen die Liebig34 unsererseits genutzt. Die letzten Monate geben uns Grund zur Annahme, dass die antagonistischen Elemente dieser Stadt und darüber hinaus bei einer Räumung zusammenstehen werden. Mehrere Demonstrationen (2) haben gezeigt, dass Mobilisierungen ohne Probleme vierstellige Teilnehmer*innenzahlen erreichen. Viele haben sich in letzter Zeit auch an illegalen Aktionen beteiligt und diese in den Kontext eines gemeinsamen Handelns gestellt. Wichtig ist bei all dem die „Interkiezionale“, der organisatorische Zusammenschluss der bedrohten Projekte Berlins. Außerdem gibt es mit der Kampagne „Kein Haus weniger“ eine Initiative aus dem bürgerlichen Spektrum, die sich mit einer Liste von zahlreichen stadtweit bedrohten Projektenden, darunter die Liebig34, demonstrativ solidarisiert.

Im Kiez selbst ist in den letzten Monaten auch einiges passiert, was unsere Strukturen wieder größer und komplexer macht. Von der Kiezkommune Friedrichshain werden regelmäßige Veranstaltungen organisiert, die sich an unorganisierte Nachbar*innen wenden, darunter eine regelmäßige Versammlung für die Nachbarschaft. Besonders bemerkbar macht sich die zunehmende Verbundenheit von jüngeren Strukturen mit dem Gefahrenkiez, welche u.a. im autonomen Jugendclub Keimzelle im besetzten Erdgeschoss der Rigaer94 fußt. Unter dem Label Kiezversammlung gab es außerdem ein Treffen von gut 50 Menschen, das sich mit der Frage beschäftigte, wie man die Liebig34 besser unterstützen kann. Auch hier kamen Viele, die nicht in den Hausprojekten wohnen. Aus diesem Treffen entstand auch der Plan, am 4. April 2020 wieder mal eine Kiezdemo durchzuführen, um die Nachbarschaft zu repolitisieren.

Wir sehen also, dass es eine Grundlage gibt, um über Ziele zu reden, und darüber, wie wir die nächste Zeit dafür nutzen wollen. Doch auch die Bedingungen im Lager unserer unmittelbarsten Gegner haben sich geändert.

Wie bereits klar geworden sein dürfte, messen wir der Beschäftigung mit dem demokratischen Zirkus einige Bedeutung bei. Die Ereignisse der erfolglosen Räumung der Rigaer94 2016 haben gezeigt, dass unser Kampf wichtig genug ist, um Parteipolitik zu beeinflussen. Gleichzeitig sind wir dadurch geeignet, um für parteipolitische Interessen instrumentalisiert zu werden. Da 2021 Wahljahr ist und bis Mitte 2020 eine Häuserräumung im Nordkiez mit der erneuten Vertagung der Verhandlung gegen die Liebig34 fast unmöglich ist, rennt der aktuellen Regierung die Zeit für einen unkomplizierten symbolischen Schlag davon. Darüber hinaus sind Spaltungstendenzen erkennbar. So muss sich der Innensenator Geisel mittlerweile über eine parteiinterne Opposition ärgern, die gemeinsam mit der CDU und der AfD versucht, sich durch eine Abweichung vom vorgegebenen Kurs des rechtssicheren Handelns zu profilieren. Die ausgebliebenen Erfolge der Regierung gegen den rebellischen Kiez haben also eine Situation mit Potential für einen regierungsinternen Machtkampf geschaffen, während der Druck von außen steigt.

Aus den Reihen der Polizei erfolgt eine kontinuierliche und vielfältige Zuarbeit an rechte Kräfte. Über die polizeieigene Pressearbeit, durch die Polizeigewerkschaften und über die rechten Medien wird ein Bild des totalen Versagens der linken Regierung gezeichnet. Öffentliche Forderungen wie das Abreißen oder Ausräuchern unserer Häuser folgen mittlerweile regelmäßig auf die polizeiliche Berichterstattung aus dem Gefahrengebiet. Einschlägiges Verhalten wie das leaken von geheimen Informationen, die Zusammenarbeit mit Nazis, die Normalisierung der Gegenwart faschistischer Strukturen in der Polizei – all das sind Zeichen einer Meuterei gegen den linken und bürgerlichen Liberalismus.

Das hat mit uns zu tun, weil wir zum Symbol des staatlichen Versagens geworden sind. Nicht nur durch unseren Antrieb sind wir heute über die Grenzen hinaus ständig im Gespräch der Medien. Das Schlagwort Rigaer wird von verschiedensten rechten Akteur*innen für eigene politische Zwecke genutzt. Die sozialen Netzwerke – ihre Relevanz sei dahingestellt – sind voll von Gewaltaufrufen und Anstachelungen. Alle paar Wochen erscheint in renommierten überregionalen oder gar internationalen Zeitungen ein Artikel, in dem ohne relevanten Nachrichtenwert über unseren Kiez hergezogen wird (3). Wir wollen in aller Klarheit sagen, dass die Medienhetze zwangsläufig dazu führen wird, dass es zu Angriffen kommen wird. Der Brandanschlag auf die Liebig34 vor einigen Jahren darf ebensowenig vergessen werden wie der Besuch des Nazi-Video-Bloggers vergangenes Jahr, der demonstrativ bewaffnet durch unsere Straßen lief. Die einzelnen rechten Spinner, die ihre bisher harmlosen Mutproben an unseren Hauseingängen dokumentieren und der Überfall von drei Nazis auf eine junge Frau am 15. Februar in der Nähe vom S-Bahnhof Frankfurter Allee (4) sind ebenso Vorboten für Schlimmeres. Die Zeit, in der diese Art Aufmerksamkeit vernachlässigt werden konnte, ist vorbei, spätestens seit der Ex-Bundespolizist Nick Hein in seinem Video, in dem unter anderem Tom Schreiber von der SPD und Burghardt Dregger von der CDU auftreten, im Hausflur der Rigaer94 Nazi-Parolen (AZAB – All Zecken Are Bastards) sprühte und Angriffspunkte für mögliche Anschläge auf das Haus aufzeigte. Die gute Vernetzung seiner Kreise belegt er persönlich dadurch, dass er ein als Verschlusssache eingestuftes Dokument veröffentlicht, in dem bisher nicht bekannte Informationen veröffentlicht wurden. Weitere Belege für unsere Annahme eines bevorstehenden Angriffs sind die faschistischen Drohbriefe vom Staatsschutzes Ende 2017 sowie die erneuten Leaks von persönlichen Daten im Spiegel, welche dem selben Quellenkreis entspringen dürften.

Dazu kommt, dass diese Kreise auch an den sehr einflussreichen Stellen sitzen. So wissen wir, dass die Mit-Verfasserin der Drohbriefe in der Auswerteeinheit des Staatsschutzes sitzt, in dem permanent Personendossiers angelegt werden, welche ausschlaggebend für die Klassifizierung von Gefährdern sind. Die Einstufung einer Person als Gefährder ist nicht nur eine öffentlichkeitswirksame Stigmatisierung sondern auch eine weitgehende Auslieferung unter polizeiliche Willkür. Ohne richterliche Aufsicht kann der Staatsschutzapparat damit hemmungslos persönliche Daten des Gefährders und seines gesamten Umfelds sammeln, welche damit direkt bei den Nazis landen. Unseren Kenntnissen nach hat der Staatsschutz die Einstufung von drei Personen aus dem Nordkiez als Gefährder beim BKA erwirkt.

Es ist also keine Prophezeitung sondern eine bereits eingetretene Tatsache, dass sich der Polizeiapparat verselbstständigt hat. Für uns ist das nicht erstaunlich und nicht neu, da unser antifaschistisches Bewusstsein auf Lehren aus der Vergangenheit und logischen Überlegungen zur Rolle des Staates aufbaut. Die Relevanz dieser Tatsachen rührt daher, dass sie offensichtlich sind und mittlerweile von Teilen des bürgerlichen Spektrums anerkannt werden. Wie auch der entsichern-Kongress zeigt, besteht die Möglichkeit mit unseren Positionen auf bürgerliche Diskurse Einfluss zu nehmen oder gar eine antifaschistische Allianz aufzubauen. Was wir brauchen ist daher eine Debatte mit dem Ziel einer klaren Tendenz in dieser Frage.

Für uns ist soweit klar, dass die Enthüllungen und das Bewusstsein über den tiefen Staat nur möglich sind, wenn wir ihn mit unseren Kämpfen aus der Reserve locken. Dazu haben wir als Kiez-Projekt einen Beitrag geleistet. Der Fakt, dass wir zu einem allgemeinen Symbol für staatliches Versagen geworden sind und dementsprechend bedroht sind, bedeutet für uns, dass wir den richtigen Weg eingeschlagen haben mit dem Risiko, Ziel von rechten Anschlägen zu werden. Die Morde in Hanau geben uns zu Denken, zumal der Attentäter aus der selben Szene stammt, der auch der Amok-Läufer aus Halle angehört. Dieser hatte in seinem Manifest neben jüdischen und migrantischen Anschlagszielen auch linke Strukturen erwähnt. Was diesbezüglich nicht in Frage kommen darf, ist das Annehmen einer Opfer-Rolle, die die Instrumentalisierung unseres klar staatsfeindlichen Kampfes für linksliberale Ideen mit oberflächlichen antifaschistischen Inhalten ermöglichen würde. Stattdessen gilt es, den antifaschistischen à l’arme auszulösen, nicht der Vergangenheit ohne AfD nachtrauernd, sondern den Sturz des Systems erkämpfend.

Der Weg dahin führt uns über die rebellischen Kieze, also die Revolution von Unten wie sie derzeit auch in Connewitz formuliert wird: „[Diese Gebiete] sind existentiell für die Selbstorganisierung der Bevölkerung, die die Umwälzung der Verhältnisse zum Ziel hat. In ihnen können neue Formen erprobt werden, wie man diskutiert, streitet, kämpft, sich organisiert und kennenlernt. Die Synthese eines von staatlicher Kontrolle befreiten Raumes mit den kämpfenden Kollektiven und Individuen, die darin wohnen, und der Selbstorganisation des Lebens birgt die Möglichkeit sich von der kapitalistischen Ausbeutungslogik zu befreien und den Staat zu zersetzen. Aus dieser Verbindung können sich neue revolutionäre Keimzellen bilden, aus denen befreiende Gesellschaftsmodelle entstehen können. Rojava, Chiapas, Exarchia, die Gemeindeversammlungen der Gelbwesten und der chilenischen Bevölkerung sind solche Versuche.“ (5)

Um diesen Weg einzuschlagen, dürfen wir nicht weiter warten, bis wir wieder in der defensiven Position sind. Das bedeutet für diesen rebellischen Kiez, der sich als stadtweites Projekt der Bewegung versteht, vor der nächsten Räumungsverhandlung gegen die Liebig34 oder die Rigaer94 weiter durchzustarten. Die letzten Monate haben neuen Schwung gebracht, der jetzt stetig zunehmen muss. Dabei geht es einerseits darum, den politischen Preis für staatliche Offensiven so hoch zu setzen, dass sie ausbleiben. Das Ziel ist vorerst, diese Wahlperiode ohne Räumung hier im Kiez zu beenden. Für die anderen bedrohten Berliner Projekte können wir dieses Ziel nicht herausgeben, da uns die Zuversicht dafür fehlt. Für diese braucht es klare Ansagen aus deren engeren Strukturen. Uns geht es hier weiter darum, die in den letzten Jahren gewonnene politische Stärke zu halten, hier gewonnene Erfahrungen mit dem Rest der Bewegung zu teilen und natürlich dem Staat noch weitere Handlungsoptionen zu entziehen. Es reicht nicht, dass die Polizei unsere Häuser fürchtet oder zu manchen Anlässen wie bei der Linksunten-Demo in Leipzig oder bei den Auseinandersetzungen nach der Demo zum Mord an Maria lieber einen Gang zurückschaltet. Wir müssen das Bewusstsein darüber verbreiten, dass der Staat im Auftrag des kapitalistischen Friedens und Kriegs mordet und wir müssen unsere Nachbarschaften zu Orten machen, in die sich keine Polizei mehr hineintraut. Die größte Herausforderung innerhalb der Nachbarschaften ist es, Zuversicht in die eigene Stärke und Wichtigkeit aufzubauen. Außerhalb der etablierten ZADs, in den Teilen der politischen Szene, die keine Räume besetzt und verteidigt, hat es sich ebenfalls als schwierig und wichtig gezeigt, Möglichkeiten zur Unterstützung und Identifikation zu geben. Dabei geht es darum, Projekte wie unseren Kiez als ganzheitliches kämpferisches Konzept als Alternative zu Feierabend- und Feuerwehr-Politik wahrnehmbar und auch erstrebenswert zu machen. Dann sollte es auch ein realistisches Ziel sein, die Teilnehmer*innenzahlen der Demonstrationen von 2016 (> 5000) zu toppen und die dezentralen Aktionen auszuweiten.

Was die Deklarierung der kommenden Monate bis zur nächsten Wahl als heiße Phase angeht, so wollen wir damit nicht den Glauben verbreiten, unter einer rechten Regierung würde die Bewegung automatisch wieder größer werden. Dem selben Irrglauben ist die anarchistische Bewegung in Griechenland anheimgefallen, als sie unter der „linksradikalen“ Syrizaregierung ein Bewegungstief erlebte. Von dort können wir lernen, dass die linken Regierungen meist gute Vorarbeit für rechte Regierungen leisten. Es sei denn, die Menschen sind in der Lage, bestehende Freiheiten wie Exarchia oder den Nordkiez zur Vorbereitung zu nutzen.

Um es klar zu sagen: wir erwarten von dieser Rot-Rot-Grünen Regierung mit hoher Sicherheit Anläufe zu Häuserräumungen. Generell, aber insbesondere im Falle, dass der offizielle Staat dazu nicht in der Lage sein sollte, erwarten wir Angriffe von Faschisten des tiefen Staates. Nach Möglichkeiten sollten wir keine Unterscheidung machen, wenn wir darauf reagieren werden.

Sollte es wider Erwarten zu keinen Angriffen bis Mitte 2021 kommen, dann werden wir unter der nächsten, vielleicht rechten Regierung damit rechnen müssen. Anderthalb Jahre sind genug Zeit, um aus Phasen der gesteigerten Aktivität wie wir sie gerade feststellen wieder zurückzufallen in die staatlich verordnete Lethargie. Diese anderthalb Jahre sollten stattdessen auch unter widrigen Umständen dazu genutzt werden, sich auf eine andere Regierung vorzubereiten, die sich vielleicht eher an Henkels Konzepten entlanghangelt. So oder so müssen wir realisieren, dass Berlin wie Leipzig Inseln des liberalen Bürgertums sind und dessen Isolierung derzeit galoppiert. Es gibt starke Tendenzen der bundespolitischen Einflussnahme auf unsere lokalen Konflikte. Aus der Geschichte wissen wir, dass das städtische Bürgertum kaum Abwehrkräfte gegen den provinziellen Faschismus hat, der durch Innenminister wie Seehofer oder in den sozialen Netzwerken Einzug hält. Möglicherweise werden wir unversehens von Kräften überrollt, die wir nicht auf dem Schirm haben. So wie beim Verbot von linksunten, welches für unsere Häuser einiges an Relevanz besitzt.

Frühere Stellungnahmen aus dem Nordkiez:

-Analyse & Kritik über und von dem ehemaligen Plenum der (Haus)-projekte des Friedrichshainer Nordkiez
www.trend.infopartisan.net/trd0217/t110217.html

-Interview mit einigen aus der Rigaer Straße im Gefangenen Info
gefangenen.info/der-kiez-rigaer-str-in-berlin-friedrichshain/

Fußnoten:

(1) dazu: gefahrengebiet.noblogs.org

(2) z.B. One Struggle, One Fight 2018
enoughisenough14.org/2018/09/30/berlin-one-struggle-one-fight-weide63-liebig34-stay/

oder die Knallige Demo für bedrohte Projekte 2019
https://de.indymedia.org/node/43855

(3) vor kurzem Erschien dazu ein Artikel mit einer Umfangreichen Sammlung derartiger Medieninhalte: https://de.indymedia.org/node/66212

(4) im Internet gibt es dazu keine Berichte, nur im Kiez wurde dazu informiert; siehe Bilderanhang

(5) aus „Wir hielten unser Wort“ https://de.indymedia.org/node/65409

Quelle: Indymedia (Tor), Spiegelung (Tor)

Schaden nach Neuvermietung

Berlin, 13. Februar 2020

Am Donnerstag ist der Rollladen eines Schmuckgeschäfts in der Friedelstraße in Berlin-Neukölln beschädigt worden. Das teilte die Polizei am Freitag mit. Die Tat deutet auf einen politisch motivierten Hintergrund hin. In den Räumen des Ladens befand sich früher der linke Kieztreff „Friedel 54“, der 2017 von der Polizei geräumt wurde.

Demnach haben Unbekannte Löcher in die Jalousien gebohrt und danach Bauschaum in die Zwischenräume zur Tür- und Schaufensterscheibe des Ladengeschäfts gesprüht, der bis zum Entdecken der Tat ausgehärtet war. Gegen 17 Uhr hatte die Inhaberin den Schaden bemerkt und daraufhin angezeigt.

Zuvor hatte eine Objektschutzstreife der Polizei gegen 3.50 Uhr einen aufgesprühten Schriftzug mit politischem Inhalt auf dem Rollladen des gleichen Geschäfts festgestellt und angezeigt. Der Schriftzug lautete „Unvermietbar“, sagte ein Polizeisprecher, das A in dem Wort sei als Anarchiezeichen geschrieben gewesen.

Ob es einen Zusammenhang zwischen den beiden Sachbeschädigungen gibt, ist nun auch Bestandteil der Ermittlungen, die der Polizeiliche Staatsschutz führt. Ermittelt wird außerdem gegen politisch motivierte Kriminalität von links. Auf der linken Internetseite „indymedia“ veröffentlichten linke Aktivisten ein Bekennerschreiben. (Tsp)

Quelle: Tagesspiegel

Farbe gegen FDP-Büros

Dresden/Duisburg/Vreden/Halle, 6. Februar 2020

In der Nacht haben Unbekannte die Geschäfststelle der FDP in Dresden mit Farbe beworfen. Laut Polizei schmissen die Täter mehrere mit blauer Farbe gefüllte Christbaumkugeln gegen die Fassade des Gebäudes. Der Staatsschutz der Dresdner Polizei hat die Ermittlungen aufgenommen. Die Höhe des Sachschadens ist noch unklar.

In der Dresdner Neustadt hatten sich am Donnerstag Abend etwa 100 Menschen versammelt, um gegen die Wahl des FDP-Politikers Kemmerich zum neuen Ministerpräsidenten in Thüringen zu demonstrieren. Thomas Kemmerich war u.a. mit den Stimmen der AfD und der CDU gewählt worden.

Nach öffentlichem und politischem Druck nach der gestrigen Wahl erklärte der Thüringer Ministerpräsident nur einen Tag nach seiner Wahl, er wolle den Landtag auflösen und den Weg für Neuwahlen frei machen.

Quelle: MDR

In der Nacht vom 6. auf den 7. Februar 2020 haben Antifaschist*innen das FDP Parteibüro in Halle angegriffen. Schon einmal dienten liberale und konservative Kräfte den Faschisten als Steigbügelhalter.

Die Geschichte darf sich NICHT wiederholen. Wer mit den Faschisten kooperieret gefärdet nicht nur die Freiheit, sondern ist auch erklärter Feind dieser und hat nichts aus der Geschichte gelernt.

Da reicht es auch nicht aus, nach einem Shitstorm halbherzig zurück zu rudern.

Seht es also als Warnung vor weiteren „Ausrutschern“ solcher wiederlicher Art!

Alerta!!!

Quelle: Indymedia (Tor)

Nach der Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich zum Ministerpräsidenten in Thüringen haben bislang unbekannte Täter Geschäftsstellen der Partei in Vreden (Kreis Borken) und in Duisburg mit Farbe beschmiert. Wegen des politischen Hintergrundes übernahm der Staatsschutz der Polizei in Münster die Ermittlungen in Vreden, wie die Polizei am Donnerstag mitteilte. Der oder die Täter besprühten in der Nacht auf Donnerstag Fensterscheiben und eine Hauswand unter anderen mit dem Schriftzug «Nazis raus». In Duisburg war auf der Außenwand eines Hauses, in dem der FDP-Kreisverband ein Büro hat, «FDP + Nazis Hand In Hand» zu lesen, wie ein dpa-Reporter berichtete.

Kemmerich war am Mittwoch mit den Stimmen der AfD-Abgeordneten zum thüringischen Ministerpräsidenten gewählt worden. Nach bundesweiter Kritik kündigte er am Donnerstag an, sein Amt zur Verfügung zu stellen.

Quelle: Welt

Die Ministerpräsidenten-Wahl in Thüringen hält die Polizei in NRW auf Trab: Der Staatsschutz ermittelt in mehreren Städten nach Schmierereien an FDP-Büros. Zu einem Ortsparteitag rückten Streifenwagen an. Polizei-Dienststellen sollen die FDP im Blick halten.

Die umstrittene Wahl des FDP-Ministerpräsidenten Thomas Kemmerich in Thüringen hat mehrere Einsätze der Polizei in NRW ausgelöst: Am Donnerstagabend fuhren zwei Streifenwagen zu einem Ortsparteitag der FDP in Moers, um dort „die Lage aufzuklären“, wie eine Polizeisprecherin sagte. Mehrere FDP-Büros – darunter die Parteizentrale in Düsseldorf – wurden beschmiert. Der Staatsschutz ermittelt. Laut Innenministerium sind alle Polizeibehörden aufgerufen worden, ein Auge auf die FDP zu haben.

„Die Polizeibehörden sind seit dem Abend der Wahl sensibilisiert und treffen Maßnahmen vor Ort nach eigener Lagebewertung“, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums am Freitag der dpa. Wie das konkret aussieht, zeigte sich bei der FDP in Moers: dort fuhren die Beamten in Absprache mit der Parteiführung vor Ort zum Veranstaltungsort des Treffens, einer Gaststätte. „Viele unserer Mitglieder waren verunsichert, ob sie zum Parteitag kommen sollen“, sagte der Moerser FDP-Vorsitzende Martin Borges der dpa. Er bezog sich damit auf „Übergriffe“ in Nachbar-Kreisverbänden: in Duisburg und Vreden (Kreis Borken) waren bereits in der Nacht zu Donnerstag FDP-Büros beschmiert worden.

Da in Moers letztlich alles ruhig gewesen sei und es zum Beispiel keine unangekündigte Demonstration gegeben habe, seien die Polizisten später wieder abgerückt, sagte eine Sprecherin der zuständigen Polizei Wesel.

In Düsseldorf und Köln hatte es noch am Abend der Wahl des thüringischen Ministerpräsidenten unter anderem vor der FDP-NRW-Zentrale in Düsseldorf eine spontane Kundgebung mit mehreren hundert Teilnehmern gegeben. In den Stunden nach der Demo hatten Unbekannte nach Angaben eines Sprechers der Landespartei erstmals die Mauer des Wolfgang-Döring-Hauses besprüht. Die Liberalen alarmierten die Polizei und erstatteten Anzeige.

In der Nacht zu Freitag wurde ein weiterer Schriftzug in gelber Farbe an dem Haus aufgesprüht, in dem neben der Landeszentrale auch der Düsseldorfer Kreisverband untergebracht ist. Unbekannte beschmierten die Mauer in gelber Farbe mit dem Spruch „Wenn der Faschismus wiederkehrt, applaudiert die Mitte“. Nach Angaben der Polizei wurde der zweite Schriftzug kurz vor 3 Uhr von einer Streife entdeckt. In beiden Fällen ermittelt laut Polizei jetzt der Staatsschutz.

Kemmerich war am Mittwoch mit Stimmen von CDU, FDP und AfD zum Regierungschef in Thüringen gewählt worden – dies hatte wegen der maßgeblichen Rolle der AfD ein politisches Beben ausgelöst. Inzwischen hat Kemmerich seinen Rücktritt angekündigt.

Quelle: Aachener Zeitung

 

Sie sprühten den Slogan „AFDP Fickt Euch“ an die Wand, wie der FDP-Politiker Florian Swyter aus dem Abgeordnetenhaus am Montag der Deutschen Presse-Agentur schilderte. Zudem hinterließen sie demnach am Tatort einen Zettel mit dem Satz „Die FDP braucht niemand mehr“.

Das Bürgerbüro wird von Swyter und der FDP-Bundestagsabgeordneten Daniela Kluckert genutzt. Die Polizei nahm Ermittlungen auf. Swyter zeigte sich empört über die Attacke. „Sachbeschädigung ist kein Mittel der politischen Auseinandersetzung.“

Quelle: BZ