Category Archives: Frankfurt am Main

Auto von Marko Mitrovic zertrümmert

Frankfurt am Main, März 2020

Trigger/ Inhalts Warnung: „Pick-Up-Artists“ und sexualisierte Gewalt
Wir haben am gestrigen Abend den silbernen Smart mit dem Kennzeichen FMM 3990 vom Pick-Up-Arschloch (PUA, den sexistischen Begriff „Pick-Up-Artist“ werden wir hier nicht reproduzieren) Marko Mitrovic aka Marco Polo, der in der Saalburgstraße 13 in Frankfurt wohnt, mit Freude zerstört. Die Reifen haben wir zerstochen, die Scheiben zerschlagen und die Karosserie bearbeitet. Marco Polo ist einer der bekanntesten PUAs in Deutschland. Er übt sich nicht nur selbst in den manipulativen Taktiken an Frauen*, sondern unterrichtet Männer deutschlandweit in systematischem grenzüberschreitenden Verhalten. Er ist also ein hauptberuflicher PUA, denn er verdient sein Geld mit der Verbreitung dieser sexistischen Praktiken.

Marko Polo/Mitrovic ist Teil einer Szene von Männern, in der Frauen* eine klare Rolle zugewiesen bekommen: als Objekt und Austragungsort der heterosexistischen, männlichen Sexualität. Die Pick-Up-Arschlöcher nennen den Weg zu ihrem Ziel (Handynummer*, Sex oder eine Beziehung) ein „Game“.

Die betroffenen Frauen* bekommen jeglichen Subjektstatus abgesprochen, indem mit ihnen unwissentlich und unfreiwillig „gespielt“, ihr Aussehen in Zahlen beurteilt und ungeachtet der Persönlichkeiten und Interessen der Personen, die gleichen Taktiken auf sie angewendet werden. Das darf natürlich nicht auffliegen, weshalb Mitrovic z.B. empfiehlt, dass Frauen*, die in Therapie sind, gemieden werden sollten, denn sie könnte ja merken „warum sie dich nicht will“ 2.

Die von Mitrovic und anderen „Gurus“ gepredigten „Verführungstechniken“ sind neurologische Methoden wie Manipulation, Erniedrigung, Demütigung, Hypnose und Konditionierung. Sie sind nichts anderes als systematische Grenzüberschreitungen und psychische, physische und sexualisierte Gewalt. Es gibt PUAs die ihr gewaltvolles und dominantes Verhalten offen zugeben – und dann gibt es Marko Metrovic.

Marko Metrovic probiert sich in der Öffentlichkeit und innerhalb der Pick-Up-Pisser Szene als Antisexist zu inszenieren und mit seinem Unternehmen „Flirt Empire“ die Techniken der PUA als Weg zur wahren Liebe – buchstäblich – zu verkaufen.

Nach dem Skandal um den Vergewaltiger und PUA Julien Blanc, der sexualisierte Gewalt (wie unkonsensuales Würgen oder Kopf in den Schritt drücken) als Teil seiner Flirttechnik propagiert, sagte Marco Polo in einem Interview, die PUA Szene „habe nichts falsch gemacht“ 1 und PUAs seien in Wahrheit „frauenfreundlich“2. Mit ein paar widersprüchlichen, halbherzigen Aussagen sorgte er dafür, dass er fröhlich weiter seine frauenverachtenden Seminare veranstalten kann, die dadurch sogar noch einen vermeintlich antisexistischen Anstrich bekamen. Dass dies ein reiner publicity stunt ist, sollte allen klar sein.

Denn er behauptet gleichzeitig die „Kunst der Verführung ist es jemanden dazu zu bringen etwas zu tun, was er eigentlich nicht tun wollte“2. Indem er selbst verbreitet, dass „das erste Nein respektvoll“2 (!) umgangen werden kann, dass Frauen* manchmal nur „aus Höflichkeit“2 Ja sagen und dass er aktiv versucht es der betroffenen Person so schwer wie möglich zu machen Nein zu sagen2, beweist er, dass hinter seinem verschleierten Sexismus wieder nur die Verletzung der (körperlichen) Selbstbestimmung von Frauen* und die Aufrechterhaltung der männlichen Herrschaft steht.

Marko Polo ist nicht nur ein PUA sondern auch ein Unternehmen. Er gibt Coachings und Seminare (die Teilnahme kostet schon mal 500-1000 €) und verkauft Ratgeber, die die Manipulation und Sexualisierung von Frauen als ein Projekt der männlichen Persönlichkeitsentwicklung verkaufen. Er bewirbt sie damit, dass er angeblich schon mit über 300 Frauen geschlafen habe, was wohl bei seiner Anhängerschaft zieht. Die Kommerzialisierung dieser systematischen Grenzüberschreitung der körperlichen Selbstbestimmung von Frauen* durch Sexisten wie Marko Metrovic, ist ein widerwertiger Auswuchs des kapitalistischen Patriarchats. Sie führt zu vermehrten Belästigungen im öffentlichen Raum und nicht zuletzt zur Normalisierung von sexualisierter Gewalt und Vergewaltigungen.

Wir haben Metrovic als Ziel unserer feministischen Aktion gewählt, um aufzuzeigen, dass die Pick Up Pisser Szene, ihr sogenanntes „Game“ und all ihre Anhänger und Unternehmer auch ohne offensichtliche gewaltverherrlichende Aussagen und (angezeigte) Vergewaltigungen von Grund auf sexistisch und gewaltvoll sind!

Wir werden diese Gewalt nicht weiter hinnehmen! Es ist an der Zeit, dass sexistische Täter, die aus einer tief patriarchalen Ideologie handeln, endlich auch militant angegangen werden – Entlarvt sie, Markiert sie, Greift sie an! Outet Metrovic und andere wo sie wohnen, studieren und ihre Scheiße abziehen.

Wir holen uns die Selbstbestimmung zurück, die uns der sexistische Staat und der Kapitalismus niemals geben wird und sorgen für unseren Selbstschutz indem wir #feministischkämpfen!

Grüße an die Liebig 34 und alle kämpfenden FLINT*s da draußen.

Inspiriert wurden wir vom Aufruf zum 8. März zu finden auf feministischkaempfen.blackblogs.org

Quelle: E-Mail

 

 

Das Netzwerk #FeministischKämpfen will auf die alltäglichen Kämpfe von Frauen aufmerksam machen. Dabei überschreiten Aktivistinnen auch mal die Grenzen des Legalen.

Anlässlich des Internationalen Frauentags am 8. März hat sich das Aktionsnetzwerk #FeministischKämpfen zusammengefunden. Es soll einen Rahmen bilden, „in dem wir alle unsere feministisch aktivistischen und alltäglichen Kämpfe zusammenführen, und uns dabei gegenseitig solidarisch und auf Augenhöhe unterstützen“, sagt Lila Herrmann, Sprecherin des Netzwerks.

Mit dem Hashtag wolle man diesen Kämpfen eine gemeinsame laute Stimme geben. Unterstützt wird das Netzwerk von Einzelpersonen und verschiedenen Gruppen, darunter „FfeM“, „SUQ“ und „Kritik & Praxis“. Ziel sei es, auf Alltagskämpfe von Frauen, Lesben, Transpersonen, intergeschlechtlichen, nichtbinären und queeren Menschen (FLTINQ) aufmerksam zu machen und sich gegen Gewalt an ebenjenen zu wehren.

Dabei überschreiten Aktivistinnen des Netzwerks auch mal die Grenzen des Legalen: Auf seiner Internetseite verkündet das Netzwerk in einem Beitrag vom 3. März, man habe am Abend zuvor das Auto eines Frankfurter Pick-up-Artist (PUA) zertrümmert. „Die Reifen haben wir zerstochen, die Scheiben zerschlagen und die Karosserie bearbeitet.“ PUA sind „Dating Coaches“, die Männern dabei helfen, Frauen sexuell zu verführen. Die Aktivistinnen machen in ihrem Beitrag den Namen und die Adresse des PUA sowie das Kennzeichen des zertrümmerten Autos öffentlich. Die Polizei bestätigt, dass ihr der Vorfall bekannt ist. Es sei Anzeige erstattet worden. „Viel zu selten müssen sich die PUA vor Konsequenzen fürchten, denn es ist gesellschaftlich normalisiert, die Grenzen von Frauen zum Spaß der Männer zu überschreiten“, sagt Herrmann. „Die Aktivistinnen nehmen nicht länger hin, dass sexualisierte Übergriffe gesellschaftliche Normalität bleiben, und wehren sich dagegen.“ Mit den Worten „Entlarvt sie, markiert sie, greift sie an!“ ruft das Netzwerk dazu auf, ähnliche Aktionen zu begehen. „Für uns ist die Grenzübertretung zur Illegalität eine Notwendigkeit von feministisch revolutionärer Politik, um tatsächlich systemische Veränderungen zu erzielen und aus der jahrhundertealten Unsichtbarmachung auszubrechen“, sagt Herrmann.

Auch mit weniger drastischen Aktionen wie Graffitis, Bannern und Stickern macht das Netzwerk in der Stadt auf sich aufmerksam. Außerdem nimmt es rund um den Internationalen Frauentag an verschiedenen Demonstrationen teil. So schließt es sich unter anderem der Demo des Frauen*streik-Bündnisses und „Fridays for Future“ am Freitag, 6. März, um 16 Uhr am Zoo an. Am Samstag, 7. März, um 19 Uhr findet unter dem Motto „We reclaim the night“ eine Frauendemo statt, bei der heterosexuelle Männer nicht erwünscht sind. Auch nach dem 8. März wolle man weitere Aktionen durchführen.

Quelle: Frankfurter Rundschau

Farbe gegen Haus von Erika Steinbach

Frankfurt am Main, 21. Februar 2020

Gestern Nacht vom 20 auf den 21.02 haben wir Erika Steinbach in der Adolfstraße 32 in Frankfurt Eckenheim einen Besuch abgestattet. Wir haben das Haus mit dem Schriftzug „FCK NZS“ verziert und mit Farbflaschen beworfen (https://twitter.com/SteinbachErika/status/1230745589849018368).

Anlass war der rassistische Anschlag in Hanau, bei dem ein Nazi 10 Menschen ermordet hat. Das Material auf seiner Homepage zeichnet ein geschlossen misogynes, rassistisches und antisemitisches Weltbild. Die Tat wird in der etablierten Politik und in einschlägigen Medienhäusern entpolitisiert und als die Tat eines verwirrten Einzeltäters dargestellt. Auch wenn er alleine handelte, so sind seine Einstellungen in der Gesellschaft weit verbreitet und treffen nicht nur im Internet auf Zustimmung. Frauen*feindlicher, rassistischer und antisemitischer Müll ist längst in der sogenannten Mitte der Gesellschaft verankert und wird nicht nur von der AfD gefördert.

Erika Steinbach hat sich nach dem Anschlag in Hanau erneut besonders durch einen Tweet hervorgetan, in dem sie versucht die These des verwirrten Einzeltäters zu bekräftigen und die gesellschaftlichen Zusammenhänge in welchen diese Tat passiert ist zu verneinen (https://twitter.com/SteinbachErika/status/1230417455325044739). Schon nach dem Mord an Walter Lübcke sah sich Erika Steinbach genötigt über ein Opfer rechter Gewalt herzuziehen. Sie gehört seit Jahren zu einer festen Grösse in der gesellschaftlichen und politischen Rechten. Erst im rechten Flügel der CDU und im sogenannten „Bund der Heimatvertrieben“ dann, mit erstarken der AfD, bei einer teils offen faschistischen Partei in der Funktion der Geschäftsführerin der parteinahen Desiderius-Erasmus-Stiftung. Wir sind der Meinung, dass ein solch menschenverachtendes und zynisches Statement nach dem Anschlag in Hanau einer direkten Antwort bedarf.

Die Verantworung der AfD für das gesellschaftliche Klima, in dem rechte Anschläge geschehen ist offensichtlich und wir wollen hier nur in kleinem Maß darauf eingehen. Hervorzuheben ist, dass die hessische AfD in den letzten Monaten eine Kampagne gegen Shisha-Bars als „Hot-Spots von Clankriminalität“ geführt und damit in den Kanon von Medien und Staatsanwälten eingestimmt der Shisha-Bars schon seit längerem als solche brandmarkt (https://www.faz.net/aktuell/rhein-main/bei-kontrollen-in-shisha-bars-taucht-illegaler-tabak-auf-16536692.html ). Dies dürfte den Täter in der Auswahl seiner Ziele zumindest bestärkt haben.

Wir müssen Rassismus, Antisemitismus und Misogynie in der Gesellschaft mit allen Mitteln und entschlossen entgegentreten. Wir können uns dabei nicht auf den Staat, seine Organe und seine Vertreter*innen verlassen, das haben die Vorgänge rund um den NSU, die Verankerung faschistischen Gedankengutes im Staatsapparat (u.a. Hannibal, Nordkreuz, „NSU 2.0“) und das Aufgreifen rassistischer Themen durch alle Parteien des politischen Spektrums zum Zwecke des Machterhalts/-gewinns deutlich gemacht. Die Heuchelei von Bouffier und Kaminsky kotzt uns an! Bouffier hat in der Aufarbeitung des Mordes an Halit Yozgat alles dafür getan eine Aufklärung der Verwicklung von Staat und Nazis zu verhindern. Claus Kaminsky hat in Hanau durch seine rassistiche Rhetorik gegenüber jungen Migrant*innen eine Kameraüberwachung in der gesamten Hanauer Innenstadt durchgesetzt.

Wir schliessen uns dem Aufruf der Hanauer Genoss*innen an eine Vernetzung mit migrantischen Communities voranzutreiben und uns gemeinsam gegen den Rechtsruck in Staat und Gesellschaft zu organisieren. Wir greifen den Vorschlag zur Diskussion der Leipziger Genoss*innen auf, wie der Schutz von potentiellen Betroffenen von rechter Gewalt aussehen kann und welche Schritte wir als deutsche Linke unternehmen müssen um unsere eigene Ohnmacht zu überwinden. Viel zu lange haben wir uns insgeheim auf den Staat und seine Organe im Umgang mit rechten Terroristen verlassen!

Deshalb: Alle am Samstag um 14 Uhr zur bundesweiten Demo in Hanau, für einen kämpferischen Antifaschismus und ein deutliches Zeichen gegen den Rechtsruck!
Nazis und Rassist*innen immer und überall angreifen, gemeinsame Kämpfe organisieren und die Bedingungen für konsequenten Schutz vor rechtem Terror schaffen!

Quelle: Indymedia (Tor), Spiegelung (Tor)